Sonntag, 12. April 2015

Tschick von Wolfgang Herrndorf

«Ein klappriges Auto kam die Straße runtergefahren. Es fuhr langsam auf unser Haus zu und bog in die Garagenauffahrt ein. Eine Minute stand der hellblaue Lada Niva mit laufendem Motor vor unserer Garage, dann wurde der Motor abgestellt. Die Fahrertür ging auf, Tschick stieg aus. Er legte beide Ellenbogen aufs Autodach und sah zu, wie ich den Rasen sprengte. ‹Ah›, sagte er, und dann sagte er lange nichts mehr. ‹Macht das Spaß?›» Mutter in der Entzugsklinik, Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise: Maik Klingenberg wird die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa verbringen. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, kommt aus einem der Asi-Hochhäuser in Hellersdorf, hat es von der Förderschule irgendwie bis aufs Gymnasium geschafft und wirkt doch nicht gerade wie das Musterbeispiel der Integration. Außerdem hat er einen geklauten Wagen zur Hand. Und damit beginnt eine Reise ohne Karte und Kompass durch die sommerglühende deutsche Provinz, unvergesslich wie die Flussfahrt von Tom Sawyer und Huck Finn.
Maik Klingenberg, Schüler aus gutem Hause, so wirkt es zumindest vordergründig, denn der Vater ein Egoist, die Mutter eine Langzeitalkoholikerin mit ständigen Besuchen auf der Entzugs-„Beautyfarm, ist in seiner Klasse eher ein Außenseiter, vielleicht auch ein Langweiler, wer weiß das schon so genau. Als der neue Mitschüler Andrej Tschichatschow  in Maiks Klasse kommt, gibt es einen Außenseiter mehr.  Tschick wirkt teilnahms- und lustlos und ist im Unterricht teilweise so besoffen, dass e eine ausgeprägte Fahne von ihm ausgeht. Und keiner der beiden Jungs hat sie bekommen! Die ultimative Einladung zu Tatjanas Geburtstagsparty, das coolste Ereignis  des Jahres. Dabei ist Maik doch so furchtbar verliebt in Tatjana! Die Sommerferien liegen lang und langweilig vor ihm, die Mutter wieder mal auf Entzug, der Vater auf „Geschäftsreise“ mit seiner Assistentin und Maik auf sich gestellt. Was ihm bleibt, sind endlose Tage am Pool und ein Haus für sich allein. Bis eines Tages Tschick mit einem geklauten Lada vor seiner Tür steht und es beginnt eine aufregende und spannende Reise, die eigentlich nur zu Tschicks Onkel in die Walachei führen soll…
Mit dem Slang der Jugend erzählt Wolfgang Herrndorf die spannende Reise von Maik und Tschick die mit ihrem geklauten Lada irgendwo in den Vororten Berlins das Abenteuer ihres Lebens erfahren. Der Leser begleitet die beiden Teenager wie sie zusammen skurrile und interessante Menschen kennenlernen z.B. eine etwas seltsame Familie die durch Lösen von Rätseln um den größten Nachtisch buhlen, das Mädchen Isa , das allem Anschein nach auf einer Mülldeponie lebt, und kurz zu ihrer Reisebegleitung wird, der letzte etwas irre Bewohner einer Bergbaufolgelandschaft. Man darf miterleben, wie „Graf Lada und Graf Koks“ wie sich die beiden im Buch irgendwann betiteln,  immer mehr zum Dreamteam zusammenwachsen und echte Freunde werden.
Herrndorf beginnt das Buch sozusagen mit dem Ende der Geschichte und an dieser ist man leider viel zu schnell angekommen. Er schreibt in der Ich-Form und lässt Maik mit viel Wortwitz und Komik aber auch mit einer gewissen Ernsthaftigkeit seinen Roadtripp mit Tschick erzählen. Kurzweilig und unterhaltsam, ein echter Pageturner ,den ich an einem Abend verschlungen habe. Ein Wohlfühlbuch für Jung und Alt gleichermaßen das von mir eine absolute Leseempfehlung und voll krass  5 Sterne bekommt.
  • Verlag: rororo (17.9.2010)
  • Hardcover, 256 Seiten
  • ISBN 978-3-87134-710-8

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