Montag, 8. Juni 2015

Der Zug der Waisen von Christina Baker Kline


Klappentext:
New York, 1929: Mit neun Jahren verliert Vivian Daly, Tochter irischer Einwanderer, bei einem Wohnungsbrand ihre gesamte Familie. Gemeinsam mit anderen Waisen wird sie kurzerhand in einen Zug verfrachtet und in den Mittleren Westen geschickt, wo die Kinder auf dem Land ein neues Zuhause finden sollen. Doch es ist eine Reise ins Ungewisse, denn nur die wenigsten von ihnen erwartet ein liebevolles Heim. Und auch Vivian stehen schwere Bewährungsproben bevor ... Erst viele Jahrzehnte später eröffnet sich für die inzwischen Einundneunzigjährige in der Begegnung mit der rebellischen Molly die Möglichkeit, das Schweigen über ihr Schicksal zu brechen.

Molly ist Halbwaise und hat einen Teil ihres Lebens bereits bei einigen Pflegefamilien verbracht. Zu ihrer drogensüchtigen Mutter hat die Siebzehnjährige keinen Kontakt. Als Molly in einer Bücherei ihr Lieblingsbuch stiehlt muss sich das Mädchen zwischen dem Jugendgefängnis oder dem Ableisten von Sozialstunden entscheiden. Molly entscheidet sich wiederwillig für die 50 Sozialstunden. Sie wird mit dem Entrümpeln eines Dachbodens betraut, der mit den Erinnerungen und Andenken - verpackt in vielen Dutzend Kisten - der über 90-jährigen Vivian vollgestopft ist. Bei der Durchsicht der alten Erinnerungsstücke kommen sich Vivian und Molly näher. Die alte Frau erzählt dem Mädchen die Geschichte ihres Lebens und die beiden Frauen stellen fest, dass sie ein ähnliches Schicksal teilen.
Der Roman „Der Zug der Waisen“ von Christina Baker Kline erzählt eine wahre Begebenheit - ein Stück traurige und tragische amerikanische Geschichte. Es geht um die sogenannten Waisenzüge, in denen mehr als 250.000 eltern- oder heimatlose Kinder zwischen 1854 und 1929 per Eisenbahn aus den Slums von New York in den Mittleren Westen gebracht wurden um dort eine neue Familie zu finden. Aber statt auf Liebe und Zuwendung trafen viele Kinder nur auf kühle Berechnung und Eigennutz. Viele wurden als billige Arbeitskräfte ausgebeutet, misshandelt, vernachlässigt.

Im Mittelpunkt stehen die Geschichten zweier Mädchen: zum einen das Leben des aus Irland stammenden Mädchens Niamh, welches 1929 bei einem Brand ihre Familie verliert und als Waise von Pflegefamilie zu Pflegefamilie herumgereicht wird, wo sie letztlich nicht mal mehr ihren Namen behalten darf. Zum anderen das Schicksal von Molly, eine Siebzehnjährige im Jahr 2011, die ebenfalls bei diversen Pflegefamilien Station gemacht hat und die ihre Frustration und Traurigkeit durch ihre Andersartigkeit zum Ausdruck bringt. Das ähnliche Schicksal dieser beiden Mädchen hat mich berührt und tief bewegt. Der Autorin gelingt es wunderbar die Geschehnisse von damals authentisch und einfühlsam zu beschreiben und trotz all der traurigen und dramatischen Bilder, die das Thema zwangsläufig beim Leser heraufbeschwört, verbreitet es doch auch die Hoffnung, dass auch nach einer schweren Kindheit ein schöner Lebensabend folgen kann.

Ein wunderbares gut recherchiertes Buch, mit schön gezeichneten Charakteren und tollem Schreibstil, flüssig und gut zu lesen. Für mich bereits ein Lesehighlight 2015. Leseempfehlung? Auf jeden Fall!


Das Buch ist hier bestellbar:
http://www.randomhouse.de/Presse/Buch/Der-Zug-der-Waisen-Roman/Christina-Baker-Kline/pr467453.rhd?pub=4000&men=783&mid=5

Verlag: Goldmann (November 2014)
gebundene Ausgabe, 352 Seiten
ISBN: 978-3-442-31383-9

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