Mittwoch, 12. Juli 2017

Sag kein Wort von Raphael Montes

Überraschender Psychothriller mit unfassbarem Ende

Der introvertierte Medizinstudent Teó Avelar lernt auf einer Gartenparty Clarice kennen. Sofort ist er von ihr begeistert und glaubt, in ihr die große Liebe gefunden zu haben. Teó beginnt die junge Frau auszuspionieren, verfolgt sie und macht ihr Geschenke, ist regelrecht von ihr besessen. Clarice gibt ihm aber deutlich zu verstehen, dass sie nichts für ihn empfindet. Doch Teó will das nicht wahrhaben. Nach einer Kurzschlussreaktion entführt er Clarice und hält sie gefangen in der Hoffnung, dass sich ihre Gefühle für ihn durch das tägliche Beisammensein ändern werden. Nichts und niemand soll sie jemals wieder von ihm trennen. Doch dann werden die Maßnahmen des jungen Mannes, Clarice für sich zu gewinnen, immer drastischer…




Auf „Sag kein Wort“ von Raphael Montes bin ich in erster Linie durch das markante Cover aufmerksam geworden, vollends neugierig hat mich dann der Klappentext gemacht, der eine spannende Lektüre verspricht. Entsprechend hoch war die Vorfreude und die Erwartungen an dieses Buch. Ich muss sagen, Raphael Montes hat mich wahrlich nicht enttäuscht!


Der Einstieg in die Geschichte ist ruhig, ja fast beschaulich. Man lernt Teó Avelar kennen, einen ruhigen, eher zurückhaltenden jungen Medizinstudent, der sich im Seziersaal und mit den Studienobjekten dort wohler fühlt als mit seinen Mitmenschen. Zuhause pflegt er seine an den Rollstuhl gefesselte Mutter voller Hingabe, so scheint es. Dann lernt er Clarice kennen und ernennt die junge Frau kurzer Hand zu seiner großen Liebe. Doch die selbstbewusste lebenslustige Clarice lässt Teó eiskalt abblitzen, was ihn dazu veranlasst, Clarice zu entführen und gefangen zu halten. Sie muss um jeden Preis davon überzeugt werden, dass sie und Teó zusammengehören.

Sollte man bis zu der Entführung von Clarice noch nicht geahnt haben, was für ein Psychopath in Téo steckt, so wird einem spätestens ab dann bewusst, das mit dem jungen Mann etwas so gar nicht stimmt. Einerseits ist er im Umgang mit Clarice besorgt und liebevoll, doch diese positiven Emotionen können von jetzt auf gleich umschlagen und Téo gerät völlig außer Kontrolle. Obwohl er intelligent und belesen ist, ist er sich seinen Taten und deren Auswirkungen scheinbar nicht wirklich bewusst, alles was er tut, dient dazu, Clarice davon zu überzeugen, dass sie beide für immer zusammengehören.

Raphael Montes erzählt die Geschichte von Teó und Clarice ruhig und unaufgeregt und doch voller, vor allem beklemmender Atmosphäre und Spannung. Meint man den Ausgang der Story zu erahnen, gibt der Autor wieder eine völlig neue Richtung vor. Dadurch ist man völlig von den Ereignissen gefangen, liest gebannt Seite um Seite und will einfach nur noch die erlösende Aufklärung der Geschehnisse. Und die kommt, unerwartet, erschreckend und für mich absolut unfassbar!

Mit Teó Avelar ist Raphael Montes ein ganz besonderer Charakter gelungen. Einerseits introvertiert und intelligent, andererseits so unrealistisch besessen und auf eine ganz makabere Weise brutal, auch wenn dies nicht immer körperlich zum Tragen kommt. Clarice ist eine selbstbewusste, aufgeschlossene junge Frau und wird als eine starke Persönlichkeit dargestellt, die Teó an seine Grenzen bringt. Für mich war sie von Anfang an zwar keine Sympathieträgerin, doch ihre mentale Stärke hat mich nachhaltig beeindruckt. 




„Sag kein Wort“ von Raphael Montes ist ein ungewöhnlicher Psychothriller und ein echter Pageturner. Spannend und bedrückend atmosphärisch, mit vielen Wendungen und einem überraschend unfassbaren Ende, mit dem ich so nicht gerechnet hätte. Es hat mich sprachlos und mit einem beklemmenden Frosch im Hals zurückgelassen. Von mir gibt es für eine gut durchdachte und wirklich krasse Story und für ein Buch mit einem markanten und unverwechselbaren Cover eine absolute Leseempfehlung. Völlig zurecht wird Raphael Montes in seiner Heimat als der "Stephen King Brasiliens" gefeiert. In meinen Augen ein Muss für alle Fans des Psychothrills.




Buchtitel: Sag kein Wort


Verlag: Limes

Erscheinungsdatum Erstausgabe: 26.06.2017
Fester Einband 320 Seiten
Sprache: Deutsch

3 Kommentare:

  1. Hach, da ist sie ja...die Rezension und es spricht richtige Begeisterung aus ihr =) Ich habe bis jetzt nur gezögert, weil angedeutet wurde, dass das Ende anders sei....hm...und deswegen ist der Thriller noch nicht bei mir eingezogen. Aber deine Rezi überzeugt mich jetzt doch wieder....
    Liebe Grüße
    Martina

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  2. Liebe Martina,
    das Ende hat mich geschockt :-) Man darf sich anfangs nicht abschrecken lassen, es startet wirklich sehr ruhig und unspektakulär. Trau Dich ruhig :-) Viele Grüße Kerstin

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    1. Danke für die Antwort.....dann wird es wohl einziehen =)
      Liebe Grüße
      Martina

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