Sonntag, 2. Oktober 2022

Schnee von Yrsa Sigurdardóttir

Das Grauen lauert im Schnee – Düster, stimmungsvoll und mystisch.

Zwei befreundete Pärchen machen sich mitten im harten und tückischen Winter Islands ins tief verschneite Hochland auf. Bestens ausgerüstet und voller Tatendrang. Trotzdem sind sie dieser unwirtlichen Umgebung scheinbar nicht gewachsen, denn die vier Freunde gelten als vermisst. Ein Rettungsteam macht sich in der abgeschiedenen Weite des Hochlands auf die Suche. Was sie finden, stellt alle vor ein Rätsel. Gleichzeitig gehen auf einer abgelegenen Radarstation seltsame und unerklärliche Dinge vor sich. Noch wissen alle Beteiligten nicht, dass nichts ist wie es scheint, das manches auf unerklärliche Weise miteinander verbunden ist und irgendwo dazwischen das Böse lauert…

Yrsa Sigurdardóttirs Bücher sind einige der wenigen skandinavischen Thriller, die mich packen und begeistern können. Ich mag vor allem die Reihe um Huldar und Freyja. Ihr neuestes Werk „Schnee“ ist ein eigenständiger und in sich abgeschlossener Thriller der die Thriller lesende Gemeinde polarisiert. Für mich war die düstere Story, eingebettet in einer stimmungsvoll beschriebenen isländischen Landschaft, ein echtes Lesevergnügen mit Gänsehautfaktor.

"Es gab keine menschlichen Spuren. Überall blendend weißer unberührter Schnee. Nichts Lebendiges war zu sehen..."

Es ist ein ruhig erzählter Thriller, der von seiner düsteren und mystischen Atmosphäre lebt. Zudem sind es auch die unterschiedlichen Erzählstränge, die die Story so spannend machen.

Da geht es zum einen um die vermisste Wandergruppe, ihre Beweggründe, die zwischenmenschlichen Beziehungen und natürlich um das, was ihnen in der unwirtlichen Landschaft des isländischen Hochlands wirklich geschehen ist.

Ebenfalls eine zentrale Rolle spielt Jóhanna, eine junge Frau die dem Suchtrupp angehört, der das Hochland nach den Vermissten durchstreift. Auch ihr Leben, ihre Hintergründe und ihre Gefühlswelt wird eingehend beleuchtet.

Dann ist da noch die einsame Radarstation in der Hjörvar arbeitet und auf der sich seltsame, unheimliche Dinge ereignen, die er nicht erklären kann und die ihn schließlich zu Nachforschungen in seine eigene Vergangenheit treiben.

Die Figuren sind alles andere als stereotyp. Alle sind charakterlich ganz unterschiedlich, alle haben ihre eigene Geschichte, kleine Geheimnisse oder schlechte Angewohnheiten. Für mich sind sie alle keine wirklichen Sympathieträger, was ich nicht als schlimm empfunden habe. Viel wichtiger ist die Tatsache, die für alle Beteiligten gilt: Nichts ist wie es scheint und alles ist auf irgendeine Art miteinander verbunden, das wird vor allem auch am Ende klar, wenn alle Handlungsstränge zusammenlaufen und eine genial konstruierte Überraschung den berühmten Aha-Effekt hervorruft.

Sigurdardóttir zeichnet ein atmosphärisches und stimmungsvolles Landschaftsbild, leise, aber intensiv beschreibt sie Zwischenmenschliches und schafft es perfekt, eine unergründliche und unheimliche Stimmung hervorzurufen. Geschlossene Türen, die plötzlich offenstehen, Geflüster und leises Wispern, Schreie und Schritte wo niemand ist. Diese Momente sorgen für Gänsehaut und wohliges Unbehagen und auch wenn diese seltsamen Vorkommnisse nicht alle aufgeklärt werden, für mich passen sie grandios zu Island, dem Land der geheimnisvollen Sagen und Mythen.

Ein Thriller der nicht durch viel Blutvergießen, Action und Hochspannung besticht. Vielmehr sind es die düstere Spannung, die stimmungsvollen Beschreibungen einer unwirtlichen Landschaft und die leisen Töne von der die Story lebt, geprägt von allem Geheimnisvollem und Mystischem, das zwischen den Zeilen wabert. Von mir bekommt „Schnee“ eine definitive Leseempfehlung!

Buchtitel: Schnee
Autorin: Yrsa Sigurdardóttir

Verlag: btb
Erscheinungsdatum: 31.08.2022
ISBN: 9783442759521
Sprache: Deutsch
Ausgabe: Taschenbuch
Umfang: 352 Seiten


6 Kommentare:

  1. Schönen guten Morgen!

    Endlich sehe ich auch mal eine positive Meinung zu dem Buch :) Viele scheinen die Mystery-Aspekte nicht gemocht zu haben, aber mich fasziniert sowas und deshalb werde ich es jetzt doch mal auf die Wunschliste setzen :)

    Liebste Grüße, Aleshanee

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. ich verstehe die ganzen negativeren Bewertungen zu diesem Buch tatsächlich nicht. Mir hat es richtig gut gefallen.

      Löschen
    2. Es ging einfach nur darum, dass etwas "unreales" dahintersteckt. Die meisten sind von einer realen Gefahr ausgegangen, wobei ich jetzt natürlich nicht weiß, was genau, ich hab das Buch ja noch nicht gelesen :) Viele scheinen nicht mit dem "Mystery" Aspekt gerechnet zu haben bzw. mögen das nicht. Wobei ich jetzt bei der Autorin durchaus auch schon sowas gelesen hatte, wenn ich mich richtig erinnere. Ich kenne zwei Bücher von ihr, die auch Mystery Thriller waren. Man weiß es halt vorher nicht ;)

      Löschen
  2. Hallo Kerstin,

    ich mochte "Schnee" auch sehr gern, auch wenn ich den Mystery-Aspekt nicht erwartet hatte. In der Krimireihe mit Huldar und Freyja bleibt ja alles auf dem Boden der Realität. Ich fand auch das Geheimnisvolle, Mystische sehr passend, weil es die Athmosphäre unterstrich und der intensive Blick auf die Figuren hatte für mich auch einen großen Unterhaltungswert. Gerade der Mystery-Aspekt haben mir Lust darauf gemacht, noch andere Bücher der Autorin zu lesen, die das ebenfalls haben. Sie kann das wirklich gut!
    Liebe Grüße
    Gabi

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Gabi,
      da bin ich ganz Deiner Meinung! Ich kann mit skandinavischen Büchern eigentlich nicht wirklich, aber die von Sigurdardottir gefallen mir echt gut.
      Liebe Grüße
      Kerstin

      Löschen
  3. Hallo Kerstin,
    ich wollte auch schon lange mal ein Buch der Autorin lesen, aber irgendwie bin ich bisher einfach nicht dazu gekommen. Schnee hatte ich mir auch angesehen und es zwar auf die Merkliste gesetzt, mich dann aber gar nicht so intensiv damit weiter beschäftigt. Daher hatte ich auch nicht mitbekommen, dass es so unterschiedliche Meinungen zu dem Werk gibt. Nachdem ich jetzt deine Rezension und auch die Kommentare gelesen habe, kann ich zumindest ein wenig einordnen, woran das unterschiedliche Empfinden mit gelegen haben kann. Mystery ist eben nicht für jeden was, vorallem wenn man eben etwas Reales erwartet. Ich habe die Autorin auf jeden Fall weiterhin im Blick, irgendwann muss ich da echt mal zu einer Geschichte greifen, ob es diese hier wird oder eine andere, weiß ich aber noch nicht. ;)
    Liebe Grüße
    Dana

    AntwortenLöschen

Achtung Datenschutz: Mit dem Versenden des Kommentars akzeptiere ich und erkläre mich einverstanden, dass meine Daten von Blogger gespeichert und weiterverarbeitet werden!