Mittwoch, 7. September 2022

Die Flockenleserin von Mike Powelz

Ein Hospiz. 12 Menschen. Ein Mörder. – Ein trauriges Thema herzerwärmend erzählt

Minnie ist unheilbar krank. Ihre letzten Monate soll sie im Haus Holle verbringen. Ein kleines Hospiz, fast wie ein Hotel, gemütlich und kein bisschen düster. Nach und nach lernt Minnie ihre elf Mitbewohner kennen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Krankheit und Tod machen vor niemandem Halt, egal ob Politiker oder Obdachloser, im Haus Holle sind alle willkommen. Dann erschüttern drei mysteriöse Todesfalle die kleine Wohngemeinschaft. Minnie wird zur Hobby-Miss Marple und ermittelt auf eigene Faust. Sie ist sich sicher, in Haus Holle geht ein Serienmörder um…

„Die Flockenleserin“ von Schriftsteller und Journalist Mike Powelz war quasi ein Zufallsfund. Bereits 2013 erschienen, kletterte der Roman auf Platz 1 der Kindle-Charts. Ein bisschen erzählt Powelz in diesem Roman auch seine private Geschichte. Sein Vater Herbert ist sterbenskrank und verbringt die letzten Wochen seines Lebens in einem Hospiz. Mike, der jeden Tag bei seinem Vater ist, lernt nach und nach die anderen Bewohner und ihre Lebensgeschichten und Schicksale kennen. Diese Erfahrungen verarbeitet er mit viel Sensibilität in diesem fiktiven Roman, in dem es am Rande auch um einen kleinen Kriminalfall geht. Im Vordergrund aber stehen die Bewohner, ihre Hintergründe, ihr Leiden sowie die Themen Krankheit und Tod.

„Im Grunde ist ein Hospiz wie ein schönes Hotel – kein bisschen düster. Weiße Ärztekittel? Fehlanzeige. Haustiere? Erlaubt. Feste Besuchszeiten? Nein. Vorzeitig auschecken? Auch das kommt vor …“

Viele unterschiedliche Geschichten erwarten mich in diesem Roman. In Haus Holle habe ich mich gleich wohl gefühlt, gemütlich wirkt es, hell und freundlich. Die Bewohner kommen aus allen erdenklichen Gesellschaftsschichten und so vielfältig wie ihre Lebensverhältnisse sind ihre Krankheiten und teils sehr berührenden Schicksale. Und so treffen im Hospiz-Gemeinschaftsraum Politiker, Homosexuelle oder Obdachlose aufeinander, für die Beteiligten nicht immer einfach, doch manchmal werden aus Fremden Freunde und Vertraute, denn letztlich erwartet sie alle das gleiche Schicksal. 

In Haus Holle gehört der Tod zum Alltag. Stirbt jemand, wird zum Abschied und Gedenken für den Verstorbenen 24 Stunden eine Kerze brennen, oft schon vor ihrem Erlöschen zieht ein neuer Bewohner ein und mit ihm eine neue Lebensgeschichte.

Powelz erzählt einfühlsam und berührend, mit viel Charme und mit durchaus Tiefgang, der Grat zwischen Lachen und Weinen ist oft schmal, aber immer pietätvoll. Seine Figuren zeichnet er realistisch und lebensnah, was verdeutlicht und verinnerlicht, das Krankheit vor niemandem Halt macht, egal wer oder was du bist.

Als störend empfand ich jedoch die Serienmörder-Story, meines Erachtens hätte der Roman diese nicht gebraucht, mir war das zu konstruiert, stellenweise zu überzogen und unglaubwürdig.

Ein gutes Buch, das ein trauriges und schweres Thema mit viel Charme und Sensibilität erzählt.  Ein Buch, das Angst nehmen und Hoffnung wecken kann. Ein lesenswerter Roman.

Verlag: Edition M
Erscheinungsdatum: 09.12.2014
Sprache: Deutsch
Ausgabe: Flexibler Einband
Umfang: 508 Seiten

4 Kommentare:

  1. Schönen guten Morgen!

    Über das Buch bin ich letztes Jahr (?) auch zufällig gestoßen und hatte es dann aber aus den Augen verloren... schön dass du es mir jetzt wieder in Erinnerung rufst :) Das Thema ist ja eigentlich nicht so meins, aber es klingt dennoch interessant. Für mich könnte es sein, dass die "Serienmörder-Story" das ganze vielleicht noch etwas auflockert. Mal sehen, vielleicht lese ich es ja doch noch.

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,
      das freut mich, dass ich Dir das Buch in Erinnerung gerufen habe! Das Thema ist wirklich gut umgesetzt, sehr pietätvoll und trotzdem mit humorvollen Situationen.
      Viele Grüße
      Kerstin

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  2. Guten Morgen liebe Kerstin,

    danke für den Tipp. Das Buch werde ich mir auf jeden Fall schon mal auf die Wunschliste legen.
    Es klingt wirklich richtig gut.

    Hab einen tollen Dienstag!

    Ganz lieben Gruß
    Steffi

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  3. Hi Steffi,

    freut mich, wenn Dich meine Rezi inspiriert hat!
    Dir eine schöne Restwoche und liebe Grüße
    Kerstin

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