Chronologie einer Katastrophe – sehr gut recherchiert und spannend wie ein Thriller
Am frühen Morgen des 26. April 1986 explodiert Reaktor 4 des Kernkraftwerks in Tschernobyl und löst damit die schlimmste Atomkatastrophe der Geschichte aus. Doch wie konnte es dazu kommen? Warum wurden Bürger und die gesamte Menschheit so lange im Unklaren gelassen und damit aufs Höchste gefährdet? Adam Higginbotham hat Interviews geführt und Augenzeugen befragt und bringt Licht ins Dunkel im Fall des größten anzunehmenden Unfalls…
Beim GAU von Tschernobyl war ich 9 Jahre alt und konnte noch nicht wirklich begreifen, was da im ach so weiten Russland passiert war. Jetzt, viele Jahre und viele Informationen und Erfahrungen später ist diese Katastrophe – gerade auch im Hinblick auf Fukushima - ein Thema, dass mich nach wie vor beschäftigt.
"Das gesamte Gebäude erzitterte, als Reaktor Vier von einer katastrophalen Explosion, die sechzig Tonnen TNT gleichkam, auseinandergerissen wurde."
Adam Higginbotham ist es gelungen, statt einem möglicherweise eher trockenen Sachbuch eine spannende, packende und penibel recherchierte Lektüre zu verfassen, die erschüttert, bewegt und wütend macht. Ein Unglück, dass hätte verhindert werden können, aber durch zahlreiche Versäumnisse, Regime-Treue, Propaganda und falschem Stolz zu einer unfassbaren Katastrophe wurde.
"Es gibt nichts mehr zu kühlen!"
Der Autor gewährt detaillierte Einblicke in die internen Abläufe eines Atomkraftwerkes und erklärt verständlich und relativ unkompliziert die technischen und physikalischen Zusammenhänge. Vor allem aber kommt das Menschliche und Soziale nicht zu kurz. Die Entstehung der Stadt Pripyat wird geschildert, Familien und Personen vorgestellt, deren Schicksal auch nach der Katastrophe beleuchtet wird. Bewohner, Kraftwerksmitarbeiter, Feuerwehrleute, Soldaten, sie alle sind in unterschiedlichem Ausmaß von dem Unfall betroffen. Sie alle sind der verseuchten Luft ausgesetzt, werden zum Opfer der Strahlen, oder als sogenannte „Liquidatoren“ direkt im Reaktor „verheizt“. Unfassbar, unvorstellbar.
„Mitternacht in Tschernobyl“ ist ein detailreiches und sehr gut recherchiertes Sachbuch über die Tschernobyl-Katastrophe, informativ und dennoch spannend wie ein Thriller. Leseempfehlung!
Hallo Kerstin,
AntwortenLöschendas hört sich sehr, sehr gut an und ich hoffe, dass mir mein Christkind dieses Buch unterm Baum legen wird. Was damals geschehen ist war ein Verbrechen an der Menschheit. Ich finde es wichtig, dass man diese Geschichte nie vergisst.
Ich war damals viel zu klein, um die Ereignisse mitzubekommen. Aber ich kann mich daran erinnern, dass wir im Kindergarten Jod-Tabletten bekommen haben.
Liebe Grüße und einen schönen 4. Advent,
Nicole
Liebe Nicole,
Löschenich drück Dir die Daumen, dass es unter dem Weihnachtsbaum liegt :-) Es lohnt sich wirklich und zeigt die Katastrophe aus verschiedenen Blickwinkeln.
Dir auch ein schönes 4. Adventwochenende, bald ist es ja soweit, vorher sehen wir uns vielleiht ja nochmal bei TTT
Kerstin