Samstag, 22. Januar 2022

Der Herzgräber von Jen Williams

Der rote Wolf – ein solider Thriller mit verschenktem Potential

Heather Evans hatte nie ein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter, Kontakte gab es nur selten. Als diese stirbt und Heather den Nachlass ordnet, findet sie eine große Anzahl Briefe von einem Michael Reave. Dieser sitzt als verurteilter Serienmörder schon 20 Jahre lang im Hochsicherheitsgefängnis. Was hat es mit dieser seltsamen Briefreundschaft zwischen Heathers Mutter und Reave auf sich? Und wieder werden die Leichen junger Frauen gefunden, die Morde, die Inszenierungen, alles ist identisch mit den damaligen Verbrechen von Michael Reave. Detective Ben Parker bittet Heather darum, den ehemaligen Serienkiller im Gefängnis zu besuchen und ihm Fragen zu stellen, die womöglich nur er beantworten kann. Heather stimmt zu, in der Hoffnung, die Wahrheit über Reave und ihre Mutter herauszufinden. Die Ermittlungen und Recherchen werden zu einem lebensgefährlichen Wettlauf…


Der interessant und vielversprechend klingende Klappentext und das ansprechende Cover haben mich neugierig gemacht. „Der Herzgräber“ von Jen Williams ist packend und spannend – aber leider nicht durchgehend. Der Plot hätte so viel mehr hergegeben, doch die Umsetzung an sich ist oftmals viel zu oberflächlich und stellenweise zäh und langweilig. Der Thriller bietet – trotz gutem Schreib- und Erzählstil - nur ein durchwachsenes Lesevergnügen.

Ein vor 20 Jahren verurteilter Serienmörder rückt ins Rampenlicht, weil Morde geschehen, die seinen, bis hin zur Inszenierung der Leichen, exakt gleichen. Ein Plot, der nicht unbedingt neu, aber auch nicht uninteressant daherkommt. Wer steckt dahinter und was ist sein Motiv? Was weiß Michael Reaves und vor allem was hat Heathers Mutter mit all dem zu tun? Dieser Teil der Story ist also absolut spannend, es gibt Rückblicke und unterschiedliche Handlungsstränge, man rätselt und überlegt und freut sich auf eine hoffentlich stimmige und überraschende Auflösung.

"Ein Serienkiller. "Verdammte Scheiße, Mum."

Die bekommt man auch, allerdings erst ziemlich am Ende und…irgendwie hingeklatscht. Auch wenn die Auflösung durchaus überraschend ist, wirkt sie hastig abgehandelt und offene Handlungsstränge werden nicht oder nur teilweise weiterverfolgt. Die polizeilichen Ermittlungen verlaufen meiner Meinung nach im Sande, denn hier sind nicht die Mordermittlungen - Detective Ben Parker ist hier tatsächlich nur eine Nebenfigur, ebenso wie seine Arbeit - das Hauptthema, sondern hier steht leider eindeutig die  unsympathische Protagonistin Heather im Mittelpunkt. Sie ist egoistisch und schießt oft übers Ziel hinaus, denn ihre Handlungen und Reaktionen sind unlogisch und irrational und in den meisten Fällen absolut unglaubwürdig, nervtötend und sie machen eine vom Kern her wirklich gute und spannende Geschichte kaputt. Schade!

Mehr von dem spannenden Plot und weniger Heather wäre hier mehr als wünschenswert gewesen.

Ein solider, aber sehr durchwachsener Thriller mit leider verschenktem Potential, die Story hätte so viel mehr zu bieten gehabt als eine unsympathische Protagonistin, denn sie ist es, die in Erinnerung bleibt und nicht die spannende Geschichte, um die es eigentlich geht. Ich kann das Buch daher nur bedingt weiterempfehlen. 

Buchtitel: Der Herzgräber
Autorin: Jen Williams

Erscheinungsdatum: 29.12.2021
Sprache: Deutsch
Ausgabe: Flexibler Einband
Umfang: 384 Seiten
 

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