Ein Versprechen mit schicksalhaften Folgen – Spannender DDR-Roman und eine Reise durch die Zeit
DDR Ende der 70er Jahre. Der frustrierte und System-müde Journalist Martin Wolf soll eine Reportage über das Hochsicherheitsgefängnis Bautzen schreiben. Schon vor seinem Besuch im Stasi-Knast weiß er, dass die Eindrücke, die er vor Ort zu sehen bekommt, nicht die sind, wie sie die Inhaftierten dort erleben. Als er kurz vor Verlassen des Gebäudes in einem Gefangenen seinen alten Jugendfreund wiedererkennt, nimmt dieser ihm in wenigen kurzen Augenblicken ein Versprechen ab. Martin soll dessen Tochter zur Flucht verhelfen. Ein Ehrenwort, das sein Leben völlig auf den Kopf stellt. Er wird Fluchthelfer, sammelt Erfahrung, bis es zehn Jahre später an der Zeit ist, sein Versprechen in die Tat umzusetzen…
Mike Landin hat schon mit seinem Debütroman „Rote Tränen“ bewiesen, dass er schreiben und spannende Geschichten erzählen kann. Mit seinem neuesten Roman „Flucht“ hat er meines Erachtens noch eine Schippe draufgelegt. Es geht um ein Versprechen und die Flucht aus der DDR, aber auch um Verantwortung, Mut und Freundschaft. Ein oft beschriebenes Thema, spannend und glaubwürdig umgesetzt.
"Der Anblick des Gefangenen, dem Martin unvermittelt Auge in Auge gegenüberstand, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren."
Mike Landin schickt mich auf eine Reise durch die Zeit, die zuerst 2021 in einem Waldstück beginnt, und mich dann in die DDR Ende der 70er Jahre katapultiert, wo ich Martins Geschichte verfolge, seien Frust über das System, die Angst vor der Stasi, das System der DDR, das allgegenwärtig zu sein scheint. Hoffnungslose Tristesse, eine festgefahrene ausweglose Zukunft. Gebannt verfolge ich Martins Einsatz als Fluchthelfer und schließlich die Einlösung seines Versprechens, das nicht nur die Stasi auf den Plan ruft, sondern auch eine ganz bestimmte Person, die nicht nur Martin in seinem tödlichen Visier hat.
Nach zahlreichen Perspektivenwechseln und einer facettenreichen, spannenden und dramatischen Geschichte laufen die losen Enden zusammen und gekonnt wird der Bogen „zurück“ ins Jahr 2021 geschlagen, wo eine glaubwürdige und packende Auflösung in ein spannendes Finale mündet.
Der Autor hat einen guten und flüssigen Erzählstil, ein atmosphärisches Setting und bildhafte Beschreibungen machen die Story lebendig und greifbar, ebenso wie die sehr menschlich gezeichneten Protagonisten, mit denen ich gehofft, gebangt und gelitten habe.
Ein Roman über die DDR, über Flucht und über das Schicksal einzelner Personen. Ein Roman der daran erinnert, dass es das Regime der DDR wirklich gab und dass viele regimekritische Menschen auf der Flucht vor Überwachung, Machtstrukturen und einem undemokratischen politischen System ihr Leben verloren haben.
Ein spannender Roman und eine Reise durch die Zeit, fesselnd, gut recherchiert und spannend erzählt. Lesens- und empfehlenswert!
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