Donnerstag, 10. Mai 2018

Kalter Sand von Anja Behn

Mysteriöser Mord an der Ostsee – grandios und spannend erzählt

Der Kunsthistoriker Richard Gruben möchte die Vernissage seines langjährigen Freundes und Fotografen Philipp Stöbsand besuchen und reist an die Ostsee. Dort erfährt er, dass sein extrovertierter, oft starrsinniger und cholerischer Freund vor Jahren einziger Verdächtiger in einem ungeklärten Mordfall war. Ein junges Mädchen wurde erdrosselt, das Verbrechen erschütterte damals den kleinen Küstenort bis ins Mark. Schon bald steckt Gruben nicht nur mitten in der verstörenden Vergangenheit seines Freundes Philipp, auch der kleine Ort an der Ostsee und dessen Bewohner hegen dunkle Geheimnisse…


„Kalter Sand“ war mein erstes Buch der aus Mecklenburg-Vorpommern stammenden Autorin Anja Behn. Meine Sorge, mit dem dritten Teil der Reihe einzusteigen und dadurch wichtiges Hintergrundwissen zu verpassen, war völlig unbegründet. Der Ostseekrimi hat mich von Beginn an gepackt und mehr als überzeugt!

Das Buch beginnt mit einem Prolog, der sogleich Gänsehaut beschert, neugierig macht und Lust auf die ganze Story weckt. Der Kunsthistoriker Richard Gruben will eigentlich nur die Vernissage seines Freundes Philipp Stöbsand besuchen, wo der Fotograf seinen neuen Bildband über das Fischland Darß an der Ostseeküste vorstellt. Gruben ahnt nicht, dass er mit einem Mord und der dunklen Vergangenheit seines Freundes konfrontiert wird. Bei seinen Nachforschungen lernt er nicht nur schweigsame Bewohner, sondern auch eine rätselhafte junge Frau kennen.

Die Handlung ist mehr als spannend. Anja Behn legt viele falsche Fährten und lockt somit nicht nur Richard Gruben, sondern auch ihre Leser auf immer wieder falsche Spuren. War ich mir auf einmal sicher, den Täter entlarvt zu haben, belehrte mich die Autorin ein ums andere Mal eines Besseren. Es war zum Haare raufen. Die Auflösung wird in einem überraschenden, spannungsgeladenen und temporeichen Finale präsentiert, der Fall schlüssig und meisterhaft aufgeklärt.

Obwohl sich Behn keiner reißerischen Phrasen bedient und die Erzählung eher ruhig dahinplätschert, steckt knisternde Spannung in jeder Zeile. Die Atmosphäre ist düster und trüb wie das Wetter an der rauen Ostseeküste und so realistisch dargestellt, dass ich das Gefühl hatte selbst vor Ort zu sein, ich konnte die salzige Seeluft und die Gischt des Meeres förmlich auf dem Gesicht spüren.

Die Charaktere, die sich Anja Behn für ihren Krimi ausgedacht hat sind authentisch und lebensnah. Hauptprotagonist Richard Gruben ist sympathisch und wirkt in seinen Handlungen klar und beherrscht aber nicht gefühlskalt. Gut gefallen hat mir, dass er eng mit der Polizei zusammenarbeitet und sich nie in unglaubwürdige Handlungen verstrickt. So bleibt er für mich stets der kluge und bedachte Kunsthistoriker und wird nicht zum übertriebenen Actionheld degradiert. 


„Kalter Sand“ von Anja Behn hat mich von der ersten Seite an absolut überzeugt. Der Kriminalroman hat auf den knapp 240 Seiten zu bieten, was andere Krimis auf 400 Seiten nicht schaffen. Ein düsteres, atmosphärisches Setting, eine realistische und dennoch hochspannende und nervenaufreibende Handlung bei der am Ende alle roten Fäden zusammenlaufen. Großartig! Ein Buch, der sicherlich nicht nur REgionalkrimi-Leser begeistert. Ich freu mich schon sehr auf einen neuen Fall für Richard Gruben. „Kalter Sand“ bekommt von mir eine absolute und uneingeschränkte Leseempfehlung!

Hinweis: zwar wurde mir vom Autor ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine Meinung!


Buchtitel: Kalter Sand
Autorin: Anja Behn

Verlag: Emons Verlag
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 15.03.2018
Flexibler Einband 240 Seiten
Sprache: Deutsch

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