Er springt ihm sofort ins Auge, der gelbe Klebezettel mit der ungewöhnlichen Nachricht. Valentin entdeckt den Aushang eines Abends in einer Bar, die Botschaft: „Suche Mann für meine Eltern“. Wer schreibt solche Nachrichten auf einen Klebezettel und was für eine Geschichte verbirgt sich hinter all dem? Valentin ist neugierig geworden und wählt die angegebene Nummer, unter der sich die Chinesin Meilin meldet. Sie sucht tatsächlich einen Mann, besser gesagt einen Ehemann, weniger für sich, eher für ihre Eltern, denn als einziges und vor allem unverheiratetes Kind über dreißig ist sie für diese in ihrem Land eine echte Schande.
Obwohl Valentin mit Tom zusammenlebt, will er Meilin unbedingt helfen. Sie konstruieren einen ausgeklügelten, wenn auch riskanten Plan…
Egal, was hier der Wahrheit entspricht, das Buch ist toll und anders als man vielleicht erwarten würde.
Valentin Wolker erzählt hier, wenn man so will, seine persönliche Geschichte und die ist auf den ersten Blick äußerst kurios.
Die aus China stammende Mittdreißigerin Meilin sucht via Aushang in einer Bar einen Mann für ihre Eltern. Das klingt erstmal verrückt. Für die verzweifelte Chinesin aber eine ernste Sache, denn in ihrem Land gilt die unverheiratete Frau als Schande für ihre Eltern. Für diese ist die ledige Tochter beschämend und demütigend. Der eigentlich schwule und mit Tom zusammenlebende Valentin hat Mitleid und will Meilin in ihrer misslichen Lage helfen. So kommt es, wie es kommen muss, der junge Mann wird kurzum zu Meilins Verlobten ernannt, es folgt ein erstes kurzes Treffen mit der zukünftigen „Schwiegermutter“, die ihre Tochter in Deutschland besucht. Jetzt gibt es kein Zurück mehr für Valentin und Meilin.
Die durchweg sympathischen und Protagonisten sind hier meiner Meinung nach voll aus dem Leben gegriffen. Junge Menschen mit Sorgen und Ängsten, aber auch mit eigenen Zielen und dem nötigen Mut, sich auf Neues einzulassen, ohne zuerst über die Konsequenzen nachzudenken.
Der Erzählstil des Autors ist angenehm leicht, kurzweilig und punktet eindeutig mit herrlich beschriebener Situationskomik. Nicht selten habe ich beim Lesen herzhaft gelacht.
Doch neben all dem Humor wird hier auch ein ernstes Thema angeschnitten. Das Gefühl, es seinen Eltern nie recht machen zu können, hat sicher jeder schon einmal verspürt. Valentin Wolker erzählt in seinem Buch von Enttäuschungen, nicht erfüllten Erwartungen und dem Drahtseilakt, trotz Erwartungsdruck seine Ziele und vor allem sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren.
Inwieweit sollen sich Kinder verbiegen, wie weit dürfen sie gehen, um ihre Eltern glücklich zu machen? Eine Frage, die auch nach Lektüre dieses Buches aufwühlt und zum Nachdenken anregt.
„Suche Mann für meine Eltern“ von Valentin Wolker ist definitiv anders als erwartet, denn wer hier auf einen Liebesroman hofft, wird sicherlich enttäuscht sein. Mit viel Humor und dennoch spannend wie ein Kriminalroman schneidet der Autor ein Thema an, mit dem wir alle in irgendeiner Form schon einmal konfrontiert wurden. Die Gewissheit, es seinen Eltern nie recht machen zu können. Doch wie weit darf man gehen, um den Erwartungen der Eltern gerecht zu werden, ohne sich selbst zu verlieren?
Ein Buch, das trotz der humorvollen Erzählweise und vielen amüsanten Szenen zum Nachdenken anregt. Ich habe es regelrecht verschlungen und kann es nur jedem wärmstens empfehlen.
Buchtitel: Suche Mann für meine Eltern
Autor: Valentin Wolker
Verlag: FISCHER Taschenbuch
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 21.09.2017
ISBN: 9783596299935
Flexibler Einband 224 Seiten
Sprache: Deutsch
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