Montag, 2. April 2018

Ruhrpiraten von Mike Steinhausen

Junge Widerständler im Ruhrgebiet – Interessant und informativ, hat aber viel zu viel Längen

Während Deutschland 1942 fest in den Händen des NS-Regimes liegt, träumt eine kleine Gruppe Jugendlicher im Ruhrgebiet von einem Leben in Unabhängigkeit. Sie verweigern den Dienst bei der Hitlerjugend, hören „Negermusik“ und haben nur Abenteuer und Spaß im Kopf, anstatt den Führer und seinen Endsieg. Letztlich suchen die jungen Menschen nur nach ihrer eigenen Identität, die sie ohne Zwänge ausleben wollen. Doch wer sich auflehnt, wird hart bestraft und aus Spaß wird bald ein Kampf ums Überleben…


„Ruhrpiraten“ von Mike Steinhausen hat meine Neugier und mein Interesse geweckt, weil ich zuvor noch nie von dieser Art Widerstandsgruppierungen gehört habe. Anschaulich erzählt der Autor von ihrem Leben, ihrem Widerstand und der Gefahr, die diese Auflehnung mit sich brachte. Trotzdem konnte mich das Buch nicht zu 100 Prozent überzeugen.

Der 16-jährige Emil Siepmann ist nach dem Tod des Vaters für das Ernähren der Familie zuständig. Der Teenager arbeitet hart in einer Zeche unter Tage, denn die Aufrüstung im nationalsozialistischen Deutschland und die Kriegswirtschaft im Zweiten Weltkrieg haben einen hohen Kohlebedarf zur Folge. Dort lernt er Fritz Gärtner kennen, ein junger Widerständler, der einer Gruppierung namens Ruhrpiraten angehört. Sie treffen auf andere Jugendliche, die sich durch das NS-Regime nicht einschränken lassen wollen, sei es im Musikgeschmack, in der Freizeitgestaltung oder in ihrem politischen Denken. Alles, was die Teenager anstreben, ist ein Leben frei von nationalsozialistischen Einschränkungen. Ein gefährlicher Wunsch, denn die Jugendlichen werden unerbittlich gejagt, verfolgt und eingesperrt.

Mike Steinhausen zeichnet ein klares und atmosphärisches Bild der Geschehnisse. Das Leben während des 2. Weltkrieges in Deutschland, die Bombenangriffe, die Gefahr durch die Nazi-Schergen, der Hunger und das Elend der Bevölkerung ist fast am eigenen Leib spürbar. 

Leider schweift der Autor immer wieder ab und verliert sich in langatmigen Beschreibungen. Als Leser büßt man dadurch den Faden zur eigentlichen Geschichte ein, das Lesen wird zäh wie Kaugummi. Unglücklicherweise ziehen sich diese langatmigen Passagen durch das ganze Buch und entziehen der Story sehr viel an Spannung und dem Leser das Interesse, am Ball zu bleiben. Außerdem durchziehen das Buch zahlreiche Rechtschreibfehler, stellenweise auch solche, die die Bedeutung des Wortes verändern. Normalerweise erwähne ich Rechtschreibfehler nicht in meinen Rezensionen, hier waren es aber verhältnismäßig viele und das hat mich echt gestört, ein Punkt, der sicherlich vermeidbar gewesen wäre.

Das Ende bleibt relativ offen, man erfährt nicht wirklich,  was aus den Hauptpersonen geworden ist. Mir persönlich hat das gut gefallen. Steinhausen lässt dem Leser Raum für eigene Interpretationen und Gedanken. Ich bin mir jedoch sicher, dass der Widerstandskampf für einige der Jugendlichen ein tödliches Ende gefunden hat.



Mike Steinhausen ermöglicht in seinem Roman „Ruhrpiraten“ einen guten Einblick in die Zeit des NS-Regimes in Deutschland. Interessant beschreibt er den Widerstand einiger jugendlicher Gruppierungen gegen den Nationalsozialismus. Bedauerlicherweise waren für mich die Abschweifungen und langatmigen Beschreibungen des Autors präsenter als die eigentliche Geschichte. Es war schwer, gedanklich am Ball zu bleiben und der stellenweise durchaus spannenden und fesselnden Erzählung zu folgen. Schade! Dennoch hat das Buch eine Leseempfehlung verdient, mich hat es jedoch nicht zu 100 Prozent überzeugt. 




Buchtitel: Ruhrpiraten

Erscheinungsdatum Erstausgabe: 07.02.2018
Flexibler Einband
Sprache: Deutsch

2 Kommentare:

  1. Liebe Kerstin,
    oh weh...ich habe das Buch schon hier legen, aber in deiner Rezi gefallen mir einige Sachen nicht wie offenes Ende (ah!! Ich hasste es bei Idaho!),Rechtschreibfehler, langatmige Passagen...:( Naja, da es ein reziexemplar ist, werde ich mir bald meine eigene Meinung bilden....
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Liebe Martina,
      es ist soo schade, die Geschichte an sich ist nämlich wirklich lesenswert und Steinhausen beschreibt diese auch durchaus atmosphärisch und spannend, wenn diese Längen nicht wären. Offenes Ende finde ich grundsätzlich nicht so schlimm. Idaho fand ich gar nicht so schlecht.... ;-) Ich bin jedenfalls gespannt auf Deine Meinung!

      Liebe Grüße
      Kerstin

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