1795 gleicht Stockholm einem Vorort der Hölle. Der lodernden Feuersbrunst am Hornberget sind viele Menschen zum Opfer gefallen, darunter auch die Kinder von Anna Stina Knapp, die seitdem spurlos verschwunden ist. Nicht nur Jean Michael Cardell ist auf der Suche nach ihr, sondern auch eine ganz andere Gruppierung hat Interesse an der jungen Frau, in deren Besitz sich ein brisanter Brief befinden soll. Auch von Tycho Ceton fehlt jede Spur, doch Emil Winge und Cardell stürzen sich in das pulsierende Eitergeschwür der Stadt und warten nur auf die Gelegenheit, den sadistischen Mörder zu fassen…
Neugierig und voller Erwartungen habe ich dem Erscheinen von Niklas Nat och Dags „1795“ - dem dritten und letzten Teil der Trilogie – entgegengefiebert. Gewohnt düster, schonungslos und blutig knüpft der Autor an seine Vorgänger an. Und obwohl hier wieder großartige Erzählkunst zum Tragen kommt, so gut wie die beiden ersten Teile ist „1795“ nicht.
Was nicht an der bildhaften Atmosphäre liegt, denn die Beschreibungen der Schauplätze sind einzigartig. Die dreckigen, verwahrlosten Gassen in denen düstere Gestalten, Krankheit und Tod lauern, die Stadt, die wie ein Eitergeschwür stinkt und durch die entweder der eisige Wind jagt, oder die drückende Hitze des Tages auch nachts noch zwischen den Häusern hängt. Menschen die ums Überleben kämpfen, bereit ihr Seele zu opfern. All diese Eindrücke sickern aus den Seiten wie die undefinierbare Brühe, die sich durch das verrohte Stockholm schlängelt, greift nach mir, packt mich.
"Die Hunde sind dir auf den Fersen. Jetzt werden die Schulden eingetrieben, und das Blut in deinen Adern ist die einzige Währung, die zur Tilgung taugt."
Auch in diesem dritten und letzten Teil gibt es vier verschiedene Handlungsstränge, die ebenfalls erneut in die vier Jahreszeiten unterteilt sind. Cardells verzweifelte Suche nach Anna Stina Knapp, Emil Winges feines Gespür für Verbrechen, das Monster Tycho Centon, dass sich geschickt zu verstecken weiß und seine nächste Gräueltat schon bis ins kleinste grausame Detail vorausplant. Viele rote Fäden, unterschiedliche Blickwinkel, verwirrende Handlungsstränge die früher oder später gekonnt zusammenlaufen.
An was es jedoch fehlt, ist die subtile Spannung, besonders der Mittelteil ist zäh und langatmig, es wirkt wie unnötig in die Länge gezogen, der Nervenkitzel und die besondere Dramatik, die Niklas Natt och Dag sich in den beiden Vorgängern zu Eigen gemacht hat, blitzen zur selten hervor. Doch bei den Schilderungen von grausamen, unmenschlichen und verstörenden Details bleibt der Autor sich treu, Szenen und Momente die entsetzen und verstören und doch auf morbide Art faszinieren.
Die Figuren, bereits bekannte wie auch neue, sind unfassbar gut gezeichnet. Menschliche Abgründe, kaputte Existenzen, ruhelose Seelen, gefühllose, abscheuliche Kreaturen. Nur ab und an blitzt ein Hauch von Menschlichkeit auf, doch jeder, egal ob Mann, Frau oder Kind trägt auf irgendeine Weise das Dunkle in sich.
Trotz der genannten Schwächen ein guter und würdiger Abschluss dieser ganz besonderen und außergewöhnlichen Trilogie. Vielschichtig, düster und atmosphärisch dicht erzählt, mit herausragenden Figuren und finsterem Setting. Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle drei Teile.
Buchtitel: 1795
Autor: Niklas Natt och Dag
Hallo, ich habe nur den zweiten Teil gelesen und muss sagen, dass es mir zu viel unnötige Gewalt gab. Die Geschichte war auch nicht so spannend, weshalb ich an einer Fortsetzung nicht interessiert war.
AntwortenLöschenhttps://www.readingwitch.com/post/1794
Hallo Kerstin,
AntwortenLöschenhier weiß ich noch nicht, ob ich weiterlese. Ich fand die ersten beiden Teile richtig gut und trotzdem reizt es mich momentan nicht. Und wenn es an der Spannung fehlt, zögere ich noch mehr.
Liebe Grüße
Nicole