Der Controller Thomas Birkmüller hat bei einer Verlosung eine geführte Alpenüberquerung gewonnen. Die Route führt entlang des berühmten europäischen Fernwanderweges E5 von Oberstdorf nach Meran.
Bei Ankunft am Ausgangspunkt stellt Birkmüller überrascht fest, dass die anderen Teilnehmer ihm nicht unbekannt sind. Fast alle sind Kollegen aus seiner Firma und alle haben die Wanderung gewonnen. Zufall? Neben der anspruchsvollen Wanderroute sieht sich Thomas Birkmüller bald anderen Herausforderungen ausgesetzt. Denn nach der anfänglichen Hochstimmung zeigen sich jedoch die dunklen Seiten seiner Mitwanderer, Intrigen, Neid und Geheimnisse kommen auf der Tour ans Tageslicht. Was für Thomas und seine Begleiter zu einem besonderen Erlebnis werden soll, wird zu gefährlichen Zerreißprobe für alle Beteiligten…
Auf den Roman „E5“ von Marcus Schneider bin ich durch die vielen positiven Meinungen aufmerksam geworden und auch das imposante und wunderschön gestaltete Cover haben mich neugierig gemacht. Trotz allem wusste ich nicht so recht, was mich erwartet. Dem Autor ist es gelungen, mich mit einem gut durchdachten Plot in eine markante Bergwelt zu entführen.
Thomas Birkmüller gewinnt bei einer Tombola eine Alpenüberquerung. Die anderen Teilnehmer sind seltsamerweise Kollegen aus der Firma oder kommen ebenfalls aus dem gleichen Ort wie Birkmüller. Nach und nach kommen auf der sowieso schon anspruchsvollen Tour dunkle Geheimnisse und menschliche Abgründe zum Vorschein, die mehr oder weniger alle Beteiligten an ihre Grenzen bringt. Ein beinahe folgenschwerer Wanderunfall spaltet die Gruppe, vor allem Thomas Birkmüller zweifelt daran, dass es sich bei dem Sturz um eine Unachtsamkeit gehandelt hat. Wollte jemand absichtlich den Tod des Gruppenmitglieds? Er beginnt Fragen zu stellen und Misstrauen und Ablehnung begleiten fortan jeden Schritt den die Gruppe macht, das enge Miteinander wird zum Spießrutenlauf.
Marcus Schneider hat einen angenehmen und flüssig zu lesenden Schreibstil. Er erzählt aus der Sicht von Thomas Birkmüller spannend und bildhaft. Die Art und Weise, wie er die Landschaft und die Berge beschreibt gab mir das Gefühl, selbst Teil dieser Gruppe zu sein und die Strapazen der Wanderung, Wind und Wetter am eigenen Leib zu spüren. Geschickt führt Schneider den Leser durch herbeigeführte Situationen und Aktionen immer wieder in die Irre, so dass bis zum Ende der Ausgang der Geschichte offen und überraschend bleibt.
Der Autor hat mit den Teilnehmern der Wandergruppe viele verschiedene Charaktere geschaffen. Die einen sind frustriert und vom Leben enttäuscht, der andere ist ein arroganter und von sich eingenommener Mensch in Führungsposition. Es gibt ein Ehepaar, welches sich eigentlich nichts mehr zu sagen hat und eine junge Frau, die auf eine große Karriere aus ist. Alle Protagonisten wirken echt und aus dem Leben gegriffen. Ihre Emotionen, Befindlichkeiten und Handlungen machen die Story lebendig und realistisch.
„E5“ von Marcus Schneider ist ein spannender und absolut unterhaltsamer Roman, der durchaus auch ein Krimi sein könnte. Die Handlung ist fesselnd und glaubhaft, die Protagonisten und ihre Charaktere menschlich und überzeugend. Der Autor beschreibt atmosphärisch und lebendig eine wunderschöne, aber auch raue und unberechenbare Berglandschaft. Das Buch hat mir eine unterhaltsame Lektüre beschert. Hätte ich nicht solche Höhenangst – ich denke hier vor allem an die Szene mit der Hängebrücke (Angstschweiß) - würde ich glatt selbst auf den Geschmack kommen, diesen Fernwanderweg zu begehen. Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung nicht nur für Freunde der Berg- und Wanderwelt.
Buchtitel: E5
Autor: Marcus Schneider
Verlag: Independently published
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 22.05.2017
ISBN: 9781521340455
Flexibler Einband 240 Seiten
Sprache: Deutsch
Hallo Kerstin,
AntwortenLöschenvielen Dank für die schöne Rezension eines Indie-Titels. Das ist wieder einmal so ein Beispiel für ein Buch, etwas abseits des Mainstream, das interessant ist, ein ganz ungewöhnliches Setting anbietet und - wie sich das so liest - auch fesseln kann. Ich selbst bin ja nicht so der Bergfan, ansonsten würde es auf meiner WuLi landen.
Liebe Grüße
Jürgen
Hallo Jürgen,
Löschendanke für Deinen Besuch! Ich habe bis jetzt mit Indie-Titeln kaum schlechte Erfahrung gemacht und lese sie immer wieder gerne! Viele Grüße Kerstin