Sabine wird von Kindesbeinen an von ihrer Mutter bevormundet, überwacht und kontrolliert. Diese Art von falsch verstandener Liebe und Fürsorglichkeit zieht sich durch Sabines ganzes Leben. Selbst als Sabine erwachsen ist, kann sie sich dem Kontrollzwang ihrer Mutter nicht entziehen. Die junge Frau ist voller Hass und Rachegedanken, die nur einen Ausweg zulassen: Ihre Mutter muss sterben…
Auf den Kriminalroman „Am Ende bist Du still“ von Herbert Dutzler bin ich durch den ansprechenden und neugierig machenden Klappentext aufmerksam geworden. Dutzler hat in seinem Roman ein schockierendes Szenario erschaffen, dass mich von der ersten Seite an gepackt und bis zum Ende nicht losgelassen hat.
Schon nach den ersten Seiten ist klar, dass man es hier mit harter Kost zu tun hat. Man ist stummer Zeuge einer sich langsam anbahnenden Tragödie, das, was man liest ist beklemmend, macht fassungslos und doch kann man den Blick nicht abwenden. Obwohl der Autor mit seinem klaren Schreibstil und seiner feinfühligen Sprache eher leise Töne anschlägt, entwickelt die Geschichte eine unglaubliche Dynamik, die mich regelrecht vorangepeitscht hat. Unmöglich, dieses Buch aus den Händen zu legen.
Erzählt wird in zwei verschiedenen Zeitebenen. Einmal beleuchtet der Autor Sabines Kindheit, die geprägt ist von Zurechtweisungen und Überreaktionen der Mutter, sowie das Leben der jungen Frau Sabine, die, von Hass und Rache fast zerfressen, unbewusst die manipulativen Züge ihrer Mutter annimmt.
Die Charaktere hat Herbert Dutzler hervorragend herausgearbeitet. Sabine ist eine kranke Seele, mit hasserfüllten und zerstörerischen Gedanken, die sich im Laufe ihres Lebens immer mehr Bahn brechen. Es war schwer, hier Empathie zu empfinden und doch konnte ich ihre Reaktionen in so vielen Bereichen absolut nachvollziehen, denn der Dominanz ihrer Mutter steht sie völlig macht- und aussichtslos gegenüber. Die Mutter, ebenfalls perfekt skizziert, löste durch ihre zahlreichen nervtötenden Facetten auch bei mir aufwühlende und fast feindselige Gefühle aus.
Leider bringt Herbert Dutzler kurz vor Schluss eine für mich völlig unnötige Wendung ins Spiel, die konstruiert und dazwischen gequetscht wirkt und die diese, an sich schon einnehmende Story absolut nicht nötig gehabt hätte und die dem wirklich gelungenen Ende unverdient etwas die Show stiehlt.
„Am Ende bist Du still“ von Herbert Dutzler hat eher was von einem stillen Psychothriller denn von einem Kriminalroman. Dem Autor ist ein fesselnder und verstörender Pageturner gelungen, der tiefe Einblicke in eine kranke Seele gewährt und eine völlig kaputte Mutter-Tochter-Beziehung skizziert. Ein Buch, das definitiv nachwirkt und das Gelesene erst einmal verarbeitet werden will. Eine grandios erzählte, packende Geschichte, die sich auch absolut von der Masse abhebt. Lediglich die überflüssige Wendung kurz vor Schluss hat mich sehr gestört, dennoch kann ich für „Am Ende bist Du still“ eine absolute Leseempfehlung aussprechen.
Buchtitel: Am Ende bist Du still
Autor: Herbert Dutzler
Verlag: Haymon Verlag
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 06.03.2018
ISBN: 9783709934180
Fester Einband 320 Seiten
Sprache: Deutsch
Huhu,
AntwortenLöschenich habe das Buch gestern in einem Rutsch durchgelesen und fand es absolut spannend! Mit dem Ende muss ich dir zu 90% recht geben, aber es hat mir auch so sehr gut gefallen! Kennst du auch den anderen Krimi/Thriller des Autors, der nicht zu den Altaussee Krimis gehört, die ja eher Richtung den Eberhauser krimis a la Rita Falk tendieren? Der hat mir auch sehr, sehr gut gefallen...ebenso verstörend! =)
Liebe Grüße
Martina
Hallo Martina,
Löschennein, das war das erste Buch das ich von Herbert Dutzler gelesen habe, aber ich schau mir auf jeden Fall noch seine anderen Bücher an. Danke für die Empfehlung!
Liebe Grüße
Kerstin
Hallo Kerstin,
AntwortenLöschenschade, dass es der Autor am Ende ein bisschen vergeigt. Aber wenn der Rest gepasst hat, dann kann man da ja gut drüber sehen. Ich glaube, dieses Buch werde ich mir bei Gelegenheit gönnen, weil ich auf den Autor schon länger gespannt bin.
Liebe Grüße,
Nicole
Hallo Nicole,
Löschenfür mich hat es eben nicht so wirklich gepasst, weil die Story an sich so gut ist, dass diese Wendung meines Erachtens nicht notwendig gewesen wäre! Aber das ist Geschmackssache!
Liebe Grüße
Kerstin