Eine ungewöhnliche Freundschaft – Ein liebevoll und berührend geschriebener Roman
Im Seniorenheim wird Monsieur Picquier von allen nur „der alte Buchhändler“ genannt. Denn der ehemalige Bibliothekar hat sein winziges Zimmer mit tausenden Büchern vollgestopft, zu wertvoll und kostbar sind ihm seine Schätze, auch wenn der alte Herr aufgrund gesundheitlicher Probleme selbst darin nicht mehr lesen kann. Eines Tages wird Hilfskoch Grégoire mehr oder weniger durch Zufall zu Monsieur Picquiers Vorleser. Der junge Mann hat eigentlich nichts mit Büchern am Hut, doch er ist froh, der stressigen Zeit in der Großküche für ein paar Stunden entkommen zu können. Was als Mittel zum Zweck – für beide Seiten – anfängt, wird zu einer wunderbaren Freundschaft…
„Die Bücher des Monsieur Picquier“ hat mich aufgrund seines doch sehr reduzierten Covers neugierig gemacht. Ich wollte unbedingt wissen, welche Geschichte sich dahinter verbirgt. Der Roman ist das Debüt von Marc Roger, wie sein Protagonist Grégoire tritt auch er als Vorleser auf und organisiert Lesungen in Buchhandlungen und Bibliotheken in ganz Frankreich. Liebevoll und berührend, aber auch ein bisschen langatmig erzählt Roger über die Liebe zur Literatur, aber vor allem geht es um die Geschichte von Monsieur Picquier und seinem jungen Freund und deren ganz besondere Freundschaft.
"Es ist wie in einer Schachtel. Einer Höhle. Die vier Wände sind von oben bis unten mit Büchern zugepflastert. Acht Quadratmeter."
Es ist eine Freude mitzuerleben, wie sich zwischen dem alten Buchhändler und dem jungen Hilfskoch Grégoire eine ganz besondere Verbindung und Freundschaft entwickelt. Picquier, der die Literatur liebt und ohne Bücher nicht leben kann und will, vermittelt dem ein bisschen perspektiv- und antriebslosen jungen Mann auf ganz einfühlsame Weise die Welt der Romane, Erzählungen und Gedichte. Die Freundschaft zu dem alten Mann gibt Grégoire Antrieb und Mut, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und wächst sogar über sich hinaus, tut Dinge, die er sich nie hätte träumen lassen.
"Monsieur Picquier ist ein weiser Mann, der mir ein Chance gibt. Ihm habe ich zu verdanken, dass ich lese."
Aber auch Monsieur Picquier gewinnt an Lebensqualität, er öffnet sich, erzählt von seiner Vergangenheit und bekommt durch Grégoires Vorlesen endlich wieder Zugang zu den wunderbaren, kraftvollen Worten und zu großartiger und erfüllender Literatur.
Marc Roger erzählt liebevoll und berührend und fast poetisch, verliert sich meines Erachtens aber auch in Nichtigkeiten und schafft so leider die eine oder andere zähe, fast schon etwas langweilige Passage.
Dennoch mochte ich die Geschichte, man spürt, dass der Autor selbst eine große Leidenschaft für Bücher in sich hat. Egal ob Hauptprotagonist oder Nebendarsteller, Rogers hat seine Figuren fein gezeichnet und sie zu greifbaren, tiefgründigen und lebendigen Charakteren werden lassen.
Eine wunderbare, poetische Geschichte über die Liebe zur Literatur und über eine ungewöhnliche Freundschaft, die in weiten Teilen verzaubern kann. Etwas mehr Pepp hätte dem Buch sicherlich gut getan, trotzdem hat mir die Story um Monsieur Picquier und seinen jungen Freund Grégoire gut gefallen. Das Cover finde ich sehr gelungen, reduziert und doch irgendwie mit ganz viel Stimme. Von mir gibts trotz der Kritikpunkte eine Leseempfehlung.
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