Mittwoch, 29. September 2021

Die Verlorenen von Simon Beckett

Auf der Suche – Mäßig spannender und sehr konstruierter Thriller-Reihen-Auftakt

Jonah Colley gehört zu einer Spezialeinheit der Londoner Polizei. Bei einem Feierabendbier mit seinen Kollegen bekommt Jonah einen rätselhaften Anruf von seinem ehemaligen Kollegen Gavin, der in zu einer verlassenen Lagerhalle führt. Dort findet er den toten Gavin und drei weitere, in Plastikfolie eingewickelt Leichen. Doch ein Körper regt sich noch und bevor Jonah die Frau befreien kann, wird er niedergeschlagen. Im Krankenhaus muss er feststellen, dass er selbst in das Visier der Ermittler geraten ist, denn von Gavins Leiche fehlt jede Spur. Als im Zusammenhang mit den Lagerhaus-Ermittlungen der Name Owen Stokes auftaucht, weckt das alte und sehr vertraute Dämonen in Jonah. Vor zehn Jahren verschwand sein Sohn Theo spurlos, der Hauptverdächtige damals war Owen Stokes…

Endlich eine neue Thriller-Reihe aus der Feder von Meister Simon Beckett. Meine Freude und Euphorie über „Die Verlorenen“ war groß. Doch leider konnte der Thriller meine Erwartungen nicht erfüllen und am Ende der Lektüre war die Ernüchterung groß. Eine Story mit großem Potential, die stark anfängt, dann aber kontinuierlich nachlässt. Sehr konstruiert und sehr oft ziemlich unglaubwürdig.

Schade, denn es geht spannend und sehr atmosphärisch los und der Autor zeichnet ein düsteres Setting, dass direkt vor meinem geistigen Auge erscheint. Die unheimliche, verlassene Lagerhalle am Hafen, das dunkle Wasser, der üble Geruch, die in Plastik gewickelten Leichen. Das alles macht Lust auf eine spannende und vielversprechende Geschichte. 

"Das gleichmäßige Klacken seiner Krücken war das einzige Geräusch. Als er sich dem Kai näherte, kam das Schwappen des Flusses gegen die Pfeiler dazu. Die vertäuten Kähne machten sich mit protestierendem Quietschen der Fender bemerkbar."

Im Laufe der Story, wird die Handlung, die doch auch einige spannende Wendungen zu bieten hat - hier gefällt mir vor allem die Geschichte rund um Theos Verschwinden - immer abstruser, unglaubwürdiger und konstruierter. Am Ende laufen alle losen Fäden zu einem rasanten Showdown mit viel Action und Getöse zusammen. Teilweise ist die Aufklärung jedoch wirklich haarsträubend, weil absolut unrealistisch.  Einige Fragen bleiben offen, was für den Beginn einer Reihe natürlich nicht unüblich ist. 

Jonah Colley könnte ein sympathischer Kerl sein. Doch seine Ermittlungen im Alleingang, dazu noch schwer verletzt und auf Krücken, gehen mir teilweise wirklich auf die Nerven. Er macht stümperhafte Fehler, vernichtet Spuren und bringt sich unnötig in gefährliche Situationen. Der einsame Wolf, der nachts durch die Gegend irrt um einen Fall aufzuklären. Davon, dass Jonah Colley einer Spezialeinheit der Londoner Polizei angehört, ist nichts zu merken. Auch sein Team wird, bis auf ganz am Anfang, kein einziges Mal erwähnt. 

Enttäuschender Auftakt einer neuen Thriller-Reihe. Zwar verspricht der Klappentext eine spannende Story, die ist aber leider völlig konstruiert und unglaubwürdig, die Protagonisten übertrieben klischeebehaftet. Der Titel „Die Verlorenen“ erschließt sich mir nicht so ganz, verloren hat Beckett jedoch – nämlich mich – als Leserin der nachfolgenden Bände. Das war leider nix, für mich nur sehr bedingt empfehlenswert. 

Buchtitel: Die Verlorenen

Erscheinungsdatum: 08.07.2021
Sprache: Deutsch
Ausgabe: Fester Einband
Umfang: 416 Seiten



3 Kommentare:

  1. Hey Kerstin,
    wie schade, dass dir das Buch nicht gefallen hat! Ich höre es gerade als Hörbuch, bin so ca. bei 40 % und bisher finde ich es eigentlich ganz ok. Ich hoffe, dass ich am Ende nicht auch so sehr enttäuscht bin, wie du. Eigentlich bin ich ja großer Simon Beckett Fan.
    Ganz liebe Grüße, Steffi

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    1. Hallo liebe Steffi,

      ja finde ich auch schade.Ich mag Simon Beckett ja auch sehr. Ich habe es mit einer Freundin zusammen gelesen und ihr ging es ähnlich wie mir. Ich hoffe für Dich, dass es Dir besser gefällt. Vielleicht ist es auch nochmal anders, wenn man es stimmungsvoll und atmosphärisch vorgelesen bekommt.

      Viele Grüße
      Kerstin

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  2. Hallo Kerstin,
    ich habe von dem Buch das Hörbuch gehört und war leider auch nicht völlig begeistert. Es gab Passagen, die ich mochte, es gab aber auch immer wieder Momente, die ich ziemlich schwierig fand. Unter anderem auch wie unprofessionell Jonah vorgeht, aber auch wie er, trotz seiner massiven Verletzung, irgendwie alles scheinbar trotzdem noch mit links meistert. Da rebelliert aber vielleicht auch einfach meine Krankenschwestern-Seele ;)
    Für mich war es das erste Buch des Autoren, ob weitere folgen werden, kann ich aktuell nicht sagen. So richtig umgehauen hat es mich nicht, auch wenn ich es jetzt nicht völlig schlecht fand.
    Liebe Grüße
    Dana

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