Trügerische Alpen-Idylle – Atmosphärischer Thriller, dem hin und wieder die Luft ausgeht
Eigerstal, ein Bergdorf in den Schweizer Alpen gilt als beschaulich, doch der Schein trügt. Ein junges Mädchen ist spurlos verschwunden. Alles erinnert an den Fall vor 21 Jahren, als bereits schon einmal drei junge Mädchen aus Eigerstal verschwunden sind. Damals hat es eine der drei nach Hause geschafft, zitternd und ohne jede Erinnerung. Valeria Ravelli. Jetzt als Leutnant bei einer Sondereinheit von Interpol, kehrt sie in ihren Heimatort zurück, mit dem absoluten Willen, den Fall aufzuklären. Die junge Frau spürt, heute wie damals, der Täter kommt aus Eigerstal. Valeria muss sich ihrer Vergangenheit stellen, sich endlich erinnern, nur dann kann sie ihrem Peiniger auf die Spur kommen…
Mit „Waldeskälte“ habe ich mein erstes Buch von Martin Krüger gelesen. Mich haben sofort das stimmungsvolle Cover und der spannend klingende Klappentext angesprochen. Die Story um die verschwundenen Mädchen, die Vergangenheit und das Bergdorf in den Schweizer Alpen war unterhaltsam und atmosphärisch, allerdings ist dem Thriller, was die Spannung angeht, hin und wieder die Luft ausgegangen.
"Es ist wieder geschehen. Ein Mädchen ist verschwunden."
Von Beginn an beherrscht eine düstere Atmosphäre die Erzählung. Die raue, unwirtliche Natur, die trübe und kalte Jahreszeit, die dunklen, geheimnisvollen Wälder, die das einsame Bergdorf mit ihren Bewohnern, die am liebsten für sich sind, umgeben. Dazu die verschwundenen Mädchen, die undurchsichtigen Rückblicke in die Vergangenheit. Zudem lässt Martin Krüger fast schon mystische Elemente einfließen, die gut zur gesamten Stimmung der Geschichte passen. Wer hat damals die drei Mädchen entführt? Warum kam eine wieder zurück? Was ist mit den beiden anderen passiert? Und ist der Entführer von heute derselbe wie damals? Was ist seine Intention? Fragen, die mich vorantreiben und deren Aufklärung lange im Verborgenen bleibt.
Der Autor erzählt sehr atmosphärisch, stimmungsvoll und detailreich. Die Bilder, die er beschreibt, hatte ich deutlich vor Augen. Für mich war das aber zu viel des Guten. Die Beschreibungen wiederholen sich ständig (ich wusste gar nicht, auf wie viele Arten der Wind wehen kann) was klar auf Kosten der Spannung geht.
Was an schmückendem Beiwerk zu viel war, war bei der Zeichnung der einzelnen Figuren zu wenig. Die Charaktere waren mir zu wenig tiefgründig, zu Valeria Rivelli fand ich keinen Zugang, dabei hätte die Figur an sich so viel mehr zu bieten gehabt. Alles in allem bleiben die Personen undurchsichtig, blass und für mich nicht wirklich greifbar.
Eine Rezensentin hat geschrieben, dass sie sich diesen Thriller sehr gut als Verfilmung vorstellen könnte. Dem stimme ich voll und ganz zu.
Ein Thriller, bei dem meines Erachtens nicht das ganze Potential ausgeschöpft wird. Ein düsteres Setting und ein interessanter Plot werden durch zu viele spannungsraubende Wiederholungen zerpflückt, die Protagonisten sind mir zu oberflächlich gezeichnet. Alles in allem war „Waldeskälte“ aber eine unterhaltsame, sehr stimmungsvolle Lektüre.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Achtung Datenschutz: Mit dem Versenden des Kommentars akzeptiere ich und erkläre mich einverstanden, dass meine Daten von Blogger gespeichert und weiterverarbeitet werden!