Freitag, 22. November 2019

Eine Spur aus Frost und Blut von Sonja Rüther

Frau Holle ist zurück – Frostig und böse, aber auch mit ernstem Unterton

Es kommt alles zurück.
Das Gute, das Böse, das Pech und das Glück, es kommt alles zurück.
(Frau Holle, Märchen der Gebrüder Grimm)

Mit Gold belohnt, mit Pech gestraft … Die Nacht ist bitterkalt, und doch fällt keine einzige Schneeflocke vom Himmel. Eine alte Frau betritt mit leisem Schritt die Welt der Menschen. Sie ist gekommen, um eine neue Dienerin zu finden – das ist ihr Recht seit Anbeginn der Zeit. Doch mit einem hat die Alte nicht gerechnet: dass sie erwartet wird. Von den einst unschuldigen Mädchen, die sie in ihr Reich holte und nach einem Winter der Sklaverei zur Unsterblichkeit verdammte. Sie alle flüstern den Namen ihrer Peinigerin wie einen Fluch: Frau Holle. Und sie werden nicht ruhen, bevor sie Rache genommen haben …(Quelle: Klappentext)


Eigentlich habe ich nur nach einer vorweihnachtlichen Lektüre fürs Herz gesucht. Hängen geblieben bin ich an Sonja Rüthers Horror-Story „Eine Spur aus Frost und Blut“. Zwar nicht ganz so besinnlich wie geplant, dafür aber richtig gut!

"Mit rissigen Lippen pfiff sie eine leise Melodie. Ihr Atem verteilte sich wie feiner Rauch in der eisigen Luft."

Frau Holle mal ganz anders, mit einem Hauch Horror und Grusel und einer ganz besonderen und spannenden und beklemmenden Atmosphäre, die einem schon zu Beginn frösteln lässt. Sonja Rüther hat nicht nur das Märchen „Frau Holle“ auf ihre Weise interpretiert, auch der Gesellschaft hält sie kritisch den Spiegel vor, in dem sie wichtige und aktuelle Themen einfließen lässt und leise Kritik feinsinnig zwischen den Zeilen streut. Neben all dem kommt die eigentliche Geschichte aber keinesfalls zu kurz. Schockierend zu erfahren, was passiert, wenn die Geschichte längst vorüber, das Märchen längst erzählt ist…

Auch das Ende hält nochmal eine gelungene Überraschung bereit, mit der nicht unbedingt zu rechnen war.

"Auch wenn jede Flocke sie an Frau Holle erinnerte, war der Schnee wie kristallener Frieden, der sich über die Häuser und Straßen legte und Ruhe schenkte. Regen hingegen war laut, weil die Wolken weinten, wenn ihre Kinder auf der Erde aufschlugen."

Rüther erzählt wunderbar bildhaft und mit feiner, klarer Sprache, was das Lesen zu einem wahren Vergnügen werden lässt.


Großes Kino, was die Autorin hier auf knapp 70 Seiten zu Papier gebracht hat. Ihre Interpretation von „Frau Holle“ ist eindeutig nur etwas für Erwachsene! Während der Lektüre kann man beinahe auch im warmen Wohnzimmer den bitterkalten und gespenstischen Windhauch spüren, der durch die Geschichte wabert, wie das Pech über die unselige Marie.


Autorin: Sonja Rüther

Erscheinungsdatum: 28.10.2015
Sprache: Deutsch
Ausgabe: E-Buch Text
Umfang: 68 Seiten   

3 Kommentare:

  1. Liest sich super, das wäre was für mich.
    Danke Dir.
    Liebe Grüße
    Lucy und Rasselbande

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    1. Liebe Lucy, danke für Deinen Besuch! Na dann solltest Du es lesen, wenn es Deinen Geschmack trifft. Ich kann nur sagen, es lohnt sich!
      Liebe Grüße
      Kerstin

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  2. Hallo Kerstin,

    jetzt hast du mich ordentlich neugierig gemacht. Wäre es ein Buch, ich würde es mir sofort holen. Aber 70 Seiten? Das ist mir einfach zu wenig. Schade irgendwie.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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