2039. Die Erde und ihre Bewohner leiden unter der gnadenlosen Hitze, die Menschen leiden unter rätselhaften Krankheiten. Zu all dem Leid kommt eine globale Katastrophe. Der Strom ist weg und binnen kürzester Zeit bricht die hochmoderne Welt vollends zusammen und nicht nur Ben und Emi, kämpfen ums nackte Überleben. Emi weiß von ihrem Vater, dass die Elektrizität nicht zurückkommen wird. Sie will zusammen mit Ben die Großstadt mit all ihren Gefahren verlassen und in den Urwald flüchten. Ben ist immer noch misstrauisch und es fällt ihm schwer, sein arrogantes Gehabe abzulegen. Trotzdem will er Emi vertrauen, denn in dem egoistischen Snob wachsen zarte, unbeholfene Gefühle für die junge Frau. Vielleicht hat Emi recht, denn welche Alternative hat die kollabierende, glutheiße und bedrohliche Stadt ihnen zu bieten?
stromLos:odyssee ist die Fortsetzung des Endzeit-Thrillers stromlos:cumulunimbus von A.J. Marini. Ein zerstörter Planet, gnadenlose Hitze und ein weltweiter Blackout, es ist eine unheilvolle, erschreckende Zukunftsvision, dass der Autor hier in Szene setzt. Nachdem ich beim ersten Teil mit hin- und hergerissenen Gefühlen ob dem Schreib- und Erzählstil kämpfen musste, hat mir die Fortsetzung weitaus besser gefallen.
Die Welt im Jahr 2039 geprägt durch HighTec und Fortschritt. Solartaxis, digitale Kontaktlinsen, Onlinespiele die kaum von der Realität zu unterscheiden sind, riesige Wolkenkratzer, ausgestattet mit modernen Hochgeschwindigkeitsaufzügen, leistungsstarke Klimaanlagen. All das gibt es nicht mehr. Der weltweite Stromausfall katapultiert die Stadt und ihre Einwohner in fast schon mittelalterliche Verhältnisse zurück. Einkaufszentren werden geplündert, Nahrung und Wasser werden knapp, der Kampf ums Überleben beginnt und Ben und Emi sind mitten drin. Während Emi der Großstadt und ihren Gefahren entfliehen will und bereits an einem Fluchtplan tüftelt, hat Ben vor allem mit sich selbst zu kämpfen. Auf einmal keimen Zweifel und Ängste in ihm auf, die ihm vorher völlig fremd, oder hinter eine Wand aus Hightec verborgen waren.
"Die Menschen haben alles ausgebaut, was irgendwie verwendbar war, vor allem Brennbares. Der Asphalt ist übersät von der Asche unzähliger Feuerstellen, die hier nachts lodern, um Licht zu spenden und als Kochstellen zu dienen."
Marini erzählt rasant und glaubhaft. Die Blickwinkel, die er von der kollabierenden Großstadt schafft, sind unglaublich bildhaft und erzeugen ganz automatisch eine bedrückende und bedrohliche Atmosphäre. Das Verhalten der Menschen in der Krise, ihre Ängste und ihr absoluter Überlebenswille zeichnet er erschreckend realistisch. Zwar verliert sich der Autor stellenweise wieder in Details, dennoch wirkt Band 2 alles in allem aufgeräumter und strukturierter.
"Die Menschheit ist am Ende, jetzt zeigt dieses Krebsgeschwür sein wahres Gesicht."
Auch die Protagonisten durften sich weiterentwickeln. Emi, die trotz so vieler Tiefschläge stark und bedacht bleibt, immer mit dem Ziel vor Augen, dass ihre Flucht in den Dschungel trotz aller Gefahren und Hürden gelingen wird. Eine besondere Charakterwendung erlebt Ben. Ohne den Luxus der digitalisierten Welt scheint er fast verloren und entdeckt eine Seite an sich, die er vermutlich nie zum Vorschein gekommen wären. Ganz kann er seine snobistische Ader jedoch nicht ablegen.
Ein wirklich gelungener, spannender und erschreckend realistischer Endzeit-Thriller mit beängstigender Zukunftsvision mit Schwächen. Auch wenn man das Buch für sich lesen kann, empfehle ich dringend, den ersten Band vorab zu lesen. Meiner Meinung nach, werden dann die Zusammenhänge klarer, das Handeln der Protagonisten ist verständlicher und nachvollziehbarer. Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle, die Endzeit-Thriller mögen und die Geduld aufbringen auch über die schwachen, teils nervigen Passagen und etwas gewöhnungsbedürftige Sprachwahl, vor allem in Band 1, hinwegzusehen. Was dann bleibt ist eine wirklich gute Story!
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