Der Stempel der Gesellschaft – ein bemerkenswertes Roman-Debüt
Iosua, ein junger Rumäne ist in Berlin geboren und aufgewachsen. Sein Vater ist der Kopf einer skrupellosen Diebesbande, dem Jungen wurde quasi Kriminalität, Gewalt und Unterdrückung mit in die Wiege gelegt. Doch Iosua, der sich viel lieber Joshua nennt, versucht seine rumänische Herkunft zu verdrängen und zu verbergen, um sich dem Stempel, den die Gesellschaft im zwangsläufig aufdrückt, zu entgehen. Auf einem seiner Taschendieb-Streifzüge lernt Joshua Isabelle kennen und verliebt sich zum ersten Mal in seinem Leben. Die Hoffnung auf ein neues, befreites und vertrauensvolles Leben keimt in ihm auf…
Annemarie Bruhns hat ihren Debütroman „Iosua: Ein Leben im Schatten“ im Selfpublishing veröffentlicht. Für mich einmal mehr die Bestätigung, dass ganz viele verborgene Schreibtalente da draußen schlummern und Dank Selfpublishing eine Chance bekommen ihre Geschichten zu veröffentlichen. Toll! Annemarie Bruhns schreibt, weil die Erschaffung von Romanfiguren und das einzigartige Gefühl Charaktere zum Leben zu erwecken, sie fasziniert. Das spürt man auf jeden Fall beim Lesen ihrer Geschichte, die sehr gefühlvoll geschrieben ist und mich nachdenklich zurückgelassen hat.
Die Autorin lässt die Story an einem Tag X beginnen und erzählt dann abwechselnd in der Gegenwart und in Rückblenden Joshuas Geschichte. Sie beleuchtet verschiedene Blickwinkel und zeichnet ein erschreckendes und berührendes Bild der Lebensumstände, in denen Joshua gefangen ist.
"Jedes Mal, wenn er mit dem Kopf zu hart aufschlug oder einen Stoß oder Tritt wegsteckte, ging er mit dem Gedanken schlafen, dass er vielleicht nicht wieder aufwachen würde. Ein Teil von ihm wünschte es sich. Er konnte sich keinen friedlicheren Tod vorstellen, als unbemerkt in die Bewusstlosigkeit zu sinken.“
Ein angenehm flüssiger Schreibstil trägt mich durch die Erzählung, Annemarie Bruhns versteht es, Schauplätze und Szenen lebendig wirken zu lassen und nimmt mich mit, als stille Beobachterin, der manchmal der Atem stockt, vor Hoffnung, Wut, Mitleid oder Unverständnis. Eine bis zum Ende realistische und gefühlvoll erzählte Geschichte, die berührt, traurig macht und schockiert.
Die Figuren sind fein gezeichnet, lebensnah und authentisch und ich bin mir leider sicher, dass es genug Joshuas auf dieser Welt gibt, denen es ganz ähnlich geht wie dem fiktiven Charakter in dieser Geschichte. Eine Tatsache, die traurig und nachdenklich stimmt.
Ein wirklich bemerkenswertes, gelungenes und sozialkritisches Roman-Debüt, welches auf 181 Seiten alles erzählt was wichtig ist, schnörkel- und oft auch schonungslos. Ein Buch, dass man lesen sollte. Ich freue mich über weitere Bücher von Annemarie Bruhns!
Autorin: Annemarie Bruhns
Ganz lieben Dank Kerstin, dass du meinem Debüt eine Chance gegeben hast und dich mit Iosuas Geschichte berühren konnte!
AntwortenLöschenVielen Dank, dass ich das Buch lesen durfte :-)
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