Mittwoch, 3. Januar 2018

Geheimnis in Rot von Mavis Doriel Hay

Neu entdeckter Krimi-Klassiker neu aufgelegt – charmant aber stellenweise langatmig

England in den Goldenen Zwanzigern: Sir Osmond ist ein typischer Familien-Patriarch. Traditionell wird das Weihnachtsfest auf Melbury Manor in Flaxmare gefeiert und so kommen auch dieses Jahr wieder alle Familienmitglieder zusammen. Doch das Familienfest wird auf unschöne Weise unterbrochen, denn Sir Osmond wird mit einer Kugel im Kopf tot in seinem Büro gefunden. Sogleich entbrennt noch unter dem Weihnachtsbaum ein Streit um das beträchtliche Erbe des Mannes. Jeder der Anwesenden hätte ein Motiv, den Familienpatriarchen zu beseitigen. Unter den Familienmitgliedern verbreiten sich Missgunst, Verdächtigungen und Abscheu, doch wer von ihnen hat Sir Osmond wirklich ins Jenseits befördert?


„Geheimnis in Rot“ von Mavis Doriel Hay ist ein vom Klett Cotta Verlag neu aufgelegter Krimiklassiker aus dem Jahre 1936, in dem es den Mord an Sir Osmond dem Familien-Patriarch aufzuklären gilt. Die Aufmachung des Buches ist absolut gelungen, der Leinenumschlag wirkt sehr edel. Auch wenn der Krimi durchaus mit seinem typisch englischen Charme bestechen kann, komplett überzeugt und begeistert hat er mich dennoch nicht.

Mavis Doriel Hay hat in ihrem Krimi eine wirklich besondere Stimmung erzeugt. Ein Landsitz in England zu Weihnachten, ein ermordeter Patriarch, eine große Familie deren Mitglieder allesamt ein Motiv für den Mord an Sir Osmond zu haben scheinen und ein charmanter Ermittler, der die schwere Aufgabe zu bewältigen hat, diesen Mord aufzuklären.

Die Autorin versprüht während der gesamten Story sehr viel britischen Charme, feinen Humor und eine gute Prise Spannung, auch wenn der Erzählstil hier und da etwas distanziert wirkt. Der sympathische und wirklich „very“ britische Colonel Halstock führt seine Ermittlungen charmant und unaufgeregt durch. Man kommt nicht umhin, im Geiste die Familienmitglieder auf mögliche Motive und Verdächtigungen abzuscannen.

Leider beginnt die Spannung erst etwa zur Hälfte des Buches. Zuvor werden die einzelnen Personen, die sich zum Zeitpunkt des Mordes auf Melbury Manor befinden, vorgestellt. Dies verschafft dem Leser zwar einen guten Überblick, zieht das Ganze für meine Begriffe aber unnötig in die Länge. Zudem bleiben die einzelnen Personen und Charaktere trotz der Einblicke, die die Autorin gewährt, eher blass. Lediglich Colonel Halstock hat einen gewissen Tiefgang und ist eine Person, die im Gedächtnis bleibt.



„Geheimnis in Rot“ von Mavis Doriel Hay ist ein gelungener, wenn auch stellenweise etwas langatmiger Krimi-Klassiker aus England. Mit ihren Beschreibungen der Personen und der Umgebung hat mich die Autorin an die TV-Serie Downton Abbey erinnert. Der Plot, wie schon andere Rezensenten vor mir ebenfalls erwähnen, ähnelt dem Spiel „Cluedo“ bei dem auch durch Befragen der Spieler ein Mordfall aufgeklärt werden muss. 

Mavis Doriel Hay verbreitet in ihrem Krimi viel britischen Charme und einen feinen Humor und macht so einige Schwächen des Buches wieder wett. Ein schöner Roman zu Weihnachten, den man lesen kann, aber nicht muss, weswegen ich keine hundertprozentige Leseempfehlung aussprechen kann. 



Buchtitel: Geheimnis in Rot

Verlag: Klett-Cotta
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 20.12.2017
Fester Einband 320 Seiten
Sprache: Deutsch

2 Kommentare:

  1. Hallo,

    schade, dass dieser Krimi nicht spannender war. Mir hat schon das Geheimnis in Weiß nicht so zugesagt. Einerseits mag ich die britische Stimmung aus der Zeit sehr gern, aber man merkt doch, dass wir heute schon anspruchsvoller geworden sind und überraschende Effekte oder raffinierte Wendungen in Krimis gewohnt sind.

    Liebe Grüße
    Barbara

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    1. Hallo Barbara,

      da kann ich Dir nur absolut zustimmmen! Die Stimmung, der Humor und der britische Charme sind wundervoll, aber der Rest kann mich einfach nicht abholen. Wir sind definitiv verwöhnt und anspruchsvoll ;-)

      Liebe Grüße und Danke für Deinen Besuch
      Kerstin

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