Schwierige Mutter-Tochter-Beziehung – Ein intensiver, eindrucksvoller Roman
Alisa kommt als Zweijährige zusammen mit ihren Eltern von der Ukraine nach Deutschland. Die Eltern, vor allem Mutter Tanya verspricht sich ein neues, erfolgreiches Leben in der neuen Heimat. Doch das Glück bleibt aus, zurück bleibt eine unzufriedene Tanya und ein Kind, dass den Ansprüchen der Mutter nie standhalten kann. 15 Jahre später, Alisa ist eine gute Schülerin, steht kurz vor dem Abitur und hält sich mit vielen unterschiedlichen Jobs über Wasser. Doch Alisa leidet an Bulimie. Die Krankheit macht die junge Frau einsam und dominiert ihr Leben zunehmend…
Nach ihrem erfolgreichen Debütroman „Kukolka“ hat Autorin Lana Lux es mit „Jägerin und Sammlerin“ erneut geschafft, ein schwieriges Thema zu verarbeiten, dass aufwühlt und betroffen macht. Hinter dem fast niedlich anmutenden Cover steckt die intensiv und eindrucksvoll erzählte Geschichte von Alisa und Tanya, von einer schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung und einer Krankheit, die alles beherrscht.
Alisas Kindheit ist schon früh davon geprägt, um die Liebe und Aufmerksamkeit ihrer Mutter zu kämpfen. Nichts was das Mädchen tut, ist gut genug. Trost, Unterstützung und Zuneigung bekommt Alisa nicht, im Gegenzug fordert Mutter Tanya aber genau das bei ihrer Tochter ein. Dieser Zwang, der Mutter zu gefallen, begleitet Alisa ihr ganzes bisheriges Leben. Würde Mama mich lieben, wenn ich dünner wäre? Alisas Leben dreht sich nur noch um eins, ums Essen, ums zu- und abnehmen. Wenn Alisa den ganzen Tag gehungert hat, überfällt sie abends regelrecht die Fresssucht. Sie stopft wahllos alles in sich hinein, nur um kurze Zeit später alles wieder zu erbrechen. Die junge Frau ist in einer Spirale gefangen und erkennt irgendwann, dass nur noch eine Therapie sie retten kann. Dort soll Alisa ihre Geschichte aufschreiben.
"Die Leitung war tot. Die Mutter hatte aufgelegt. Alisa saß erst zitternd, dann heulend an ihrem Schreibtisch, bis sie schließlich Stiefel und Jacke anzog und zum Laden ging. Sie kaufte das Doppelte von dem, was sie sonst für eine Fressattacke brauchte."
Diese erzählt Lana Lux auf beeindruckende, intensive Weise und so schonungslos offen, dass manchmal nur schwer zu ertragen ist. Man spürt den Kampf, den Alisa mit sich und vor allem mit ihrer Mutter kämpft, den Zwang der sie beherrscht, aber auch die Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit, die sie immer wieder überschwemmt.
"Die Gedanken rückten in den Hintergrund, zumindest solange der Kiefer genug zu kauen hatte und der Magen das Volumen fassen konnte. Dann erbrach Alisa alles, bereits in dem Wissen, sie würde sich gleich die zweite Portion einverleiben."
Lux gewährt aber auch Einblicke in die Seele von Tanya. Eine Frau, die ihr ganzes Leben nach Perfektion, Erfolg und Schönheit strebt. Diese Jagd wird zur Passion und Tanya erwartet das nicht nur von sich, sondern vor allem auch von Alisa. Auch wenn ich Tanyas Situation teilweise nachvollziehen kann, erschreckt mich ihre Gefühlskälte und ihre Art Dinge zu verdrängen und schön zu reden, selbst dann, wenn es um das Leben und die Gesundheit ihrer Tochter geht. Für ihr Empfinden ist Tanya das Opfer und diese Rolle spielt sie perfekt. Man möchte sie mehr als einmal schütteln und anschreien.
In „Jägerin und Sammlerin“ thematisiert Lana Lux einfühlsam und ohne zu verurteilen, aber auch schonungslos offen ein schwieriges Mutter-Tochter-Verhältnis das geprägt ist von einer zerstörenden Esssucht. Eine verstörende, nachwirkende Lektüre, die ich absolut empfehlen kann.
Weitere Meinungen zum Buch findet Ihr hier:
Lesenswertes aus dem Bücherhaus
Buchtitel: Jägerin und Sammlerin
Autorin: Lana Lux
Das klingt wirklich so interessant. Ich weiß aber nicht ob das dass passende Buch für mich ist.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Luisa von https://www.allaboutluisa.com/
Hallo Luisa, schön, dass Du auf meinen Blog gefunden hast. Das Thema ist sehr speziell und auch keine leichte Kost. Es ist teilweise sehr bedrückend, aber Lana Lux hat das toll umgesetzt. Vielleicht liest Du einfach mal die Leseprobe, dann hast Du vielleicht ein Gespür dafür, ob Du weiterlesen willst oder lieber doch nicht.
AntwortenLöschenviele Grüße Kerstin