Freitag, 23. Oktober 2020

Solange sie tanzen von Barbara Leciejewski

Vergangenheit und Gegenwart – Ein berührender Roman

Nach 50 gemeinsamen Jahren ist Adas Mann Hans nicht mehr am Leben. Der Verlust trifft sie hart. Was ihr bleibt ist der gemeinsame Boxer Hemingway und ihre Familie. Um die Einsamkeit zu überspielen, beobachtet die alte Dame durch das alte Fernglas ihres Mannes die Menschen in der Nachbarschaft. Als sie eines Tages in einem der älteren Häuser ein tanzendes Paar entdeckt, fühlt sich Ada in ihre Vergangenheit und in das gemeinsame Leben mit Hans zurückversetzt. Auch sie beide verband die Leidenschaft zum Tanzen. Obwohl Ada bis jetzt gut alleine zurechtkam, merkt sie so langsam die Auswirkungen des Alters. Zuerst vergisst sie nur Kleinigkeiten, eines Tages kann sie sich auch an den Heimweg nicht mehr erinnern und plötzlich hält sie auch ihren Enkel für einen Fremden. Ada flüchtet sich immer mehr in die Vergangenheit und in die Erinnerungen an ihre große Liebe…

Auch wenn ich keine typischen Liebesromane lese, manchmal muss es einfach auch mal etwas fürs Herz sein. Aus diesem Grund habe ich mir „Solange sie tanzen“ von Barbara Leciejewski ausgesucht. Ein Roman über die große Liebe, die Vergangenheit und über eine beginnende Demenz. Einfühlsam und warmherzig erzählt die Autorin die Geschichte von Ada Friedberg.

Der Roman ist in zwei Zeitzonen unterteilt. Man begleitet Ada in der Gegenwart, in ihrem Alltag, der sich bis auf wenige Ausnahmen immer gleich gestaltet. Die Spaziergänge mit Hemingway dem Hund, kurze Unterhaltungen mit den Nachbarn und natürlich Adas Lieblingsbeschäftigung, dem Beobachten der Nachbarschaft mit dem Fernglas. Sie fühlt sich, als würde sie dazugehören, wenn die 4köpfige Familie von Gegenüber zusammen zu Abend isst, oder das schreiende Baby zwei Häuser weiter vom Vater durchs Haus getragen wird. Auch die zunehmende Vergesslichkeit und Verwirrtheit erlebt man mit Ada und es gibt viele Momente, da möchte ich sie einfach nur in den Arm nehmen, oder sie auf einem Spaziergang mit ihrem „Moppi“ begleiten.

"Ada kehrte erst wieder aus der Welt der Erinnerungen zurück, als es draußen ganz dunkel war. Da setzte sie sich in den Sessel, machte es ihren Armen auf der Fensterbank bequem und schaute durch das Fernglas."

Die Rückblicke in die Vergangenheit sind interessant und voller Liebe beschrieben. Hans und Ada hatten es anfangs nicht leicht, doch ihre Liebe hat ein ganzes Leben lang standgehalten, mit all den Höhen und Tiefen, die eine Ehe und die Zeit mit den Kindern, den Sorgen und Nöten und dem Alltag mit sich bringt, zusammengeschweißt hat die beiden aber nicht nur ihre Liebe, sondern auch die gemeinsame Leidenschaft, das Tanzen.

"Nichts war wie sonst. Doch Hans hielt sie fest und führte sie sicher über dieses glatte, gefährliche Parkett, auf das sie sich freiwillig begeben hatten."

Barbara Leciejewski erzählt einfühlsam und warmherzig und zu keiner Zeit langweilig. Die Perspektivenwechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart machen die Geschichte abwechslungsreich und kurzweilig. Auf ganz besondere Weise verarbeitet die Autorin das schwierige und emotionale Thema Demenz. Nicht voller Traurigkeit und Verzweiflung, sondern lebensbejahend und Mut machend. 

Ein authentisch und einfühlsam geschriebener Roman und eine Hommage an die Liebe und die schönen Erinnerungen an ein erfülltes Leben. Ein Buch mit vielen emotionalen Momenten. Lesens- und empfehlenswert. 


Autorin: Barbara Leciejewski

Verlag: Tinte & Feder
Erscheinungsdatum: 14. Mai 2019
Taschenbuch: 368 Seiten 

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