Sonntag, 21. März 2021

Gastrezension von Manuela von Lesenswertes aus dem Bücherhaus zu: Und die Moral von Germaine Paulus

Der Sonntag startet mit einer neuen Gastrezension. Manuela vom Blog "Lesenswertes aus dem Bücherhaus" ist eine Lesefreundin, die mich schon über zehn Jahre begleitet. Wir haben einen sehr ähnlichen Lesegeschmack und können uns eigentlich immer darauf verlassen, dass uns die Bücher, die wir uns gegenseitig empfehlen, auch gefallen. Klar also, dass der Roman 

"Und die Moral" von Germaine Paulus, 

den sie hier heute vorstellt, schon in mein Regal gewandert ist. 

Stöbert unbedingt mal im "Bücherhaus", hier findet ihr garantiert 
viele gute Leseempfehlungen.

Vielen Dank liebe Manuela, fürs Mitmachen!




Und die Moral von Germaine Paulus

Nach vier unzureichenden Stunden Schlaf saß Kriminalhauptkommissar Gerd Wegmann im Flieger und kämpfte mit einer aufkommenden Übelkeit, die ihn kurzzeitig die Geschehnisse der vergangenen Nacht vergessen ließ.

785 Meter weiter unten liefen Tränen über die Wangen eines anderen Mannes, als
er mit ansehen musste, wie all das, was ihm kurz zuvor gute Dienste geleistet hatte,
für immer vom Rest seines Körpers getrennt wurde. Er hätte geschrien, wenn er
noch eine Zunge gehabt hätte. So aber blieb sein Krächzen ungehört. Ein zurückgestutztes, stummes Gurgeln, während er an seinem eigenen Blut erstickte.

Was sich beim Lesen des Klappentextes anfühlt, wie ein verstörender und sehr brutaler Thriller entwickelt sich schon bald zu einem sprachlich und inhaltlichen grandiosen Werk. Grandios ist ein Wort, das ich im Zusammenhang mit Büchern eher selten bis gar nicht benutze, es weckt einiges an Erwartungen und Bücher sind ja doch Geschmackssache.

Und doch war dieses Wort, das erste, welches mir einfiel, nach dem ich die letzte Seite gelesen hatte.

Ein äußerst brutaler Mörder zieht seine Kreise, die Spurenlage ist dünn und zwischen den Opfern scheint es keine Verbindung zu geben und ausgerechnet jetzt geht Kriminalhauptkommissar Gerd Wegmann in Urlaub, ein Urlaub der eher einer Flucht gleicht, sein Kollege und Freund Tim Taubring fühlt sich von Wegmann etwas im Stich gelassen, ihm fehlt die Zusammenarbeit, sie sind ein eingespieltes Team und so fehlt ihm Wegmnann nicht nur als Freund, sondern auch als Partner für die Ermittlungen. Doch Taubring arrangiert sich  mit dem jungen Kollegen Robert Madroch und Wegmanns Vertretung dem Hauptkommissar Richard Jacobsen, dessen Anweisung er gern ignoriert und seinem Bauchgefühl folgend den Psychologen Leon Steinkamp zurate zieht.

Als Wegmann zurückkehrt, ist die Erleichterung groß, denn nun ist jemand da der das Heft in die Hand nimmt, mit dem Taubring spekulieren kann, um so auf neue Ermittlungsansätze zu stoßen, einer dieser Ansätze führt das Team in die SM-Szene und zu einem Fall der weit in der Vergangenheit liegt.

Ein weiteres wichtiges Mitglied des Teams ist die Pathologin Rebecca Blumberg, mit der Wegmann eine schwierige neue Beziehung pflegt.

Schwierige Beziehungen, sind ein wichtiger Bestandteil des Buches, normalerweise mag ich es gar nicht, wenn das Privatleben der Ermittler eine zu große Rolle spielt, hier ist es wichtig, ohne wäre Und die Moral, nur ein weiterer spannender Krimi, der nach der Lösung des Falles keine weiteren Fragen aufwirft, so aber habe ich mir schon früh Gedanken gemacht, was ist Moral eigentlich, für mich und für andere, dürfen Mitglieder der Polizei im Privatleben scheinbar unmoralisch handeln und im Berufsleben andere vorverurteilen? Ob dem im Buch so ist und wen es evtl. betrifft verrate ich jetzt nicht, das würde zu viel verraten. Nur das so manche Reaktion der Protagonisten auf die Handlungen ihrer Partner ein Kopfschütteln bei mir hervorriefen und ich ihnen zu gern gesagt hätte: Redet doch erst mal miteinander. 

Die Autorin hat einen sehr fesselnden Schreibstil, sie schaffte es mich über die Gesamtlänge des Buches bei der Stange zu halten, auch wenn ich manchmal nur 20 oder 30 Seiten am Stück gelesen hatte, freute ich mich jedes Mal aufs Neue darauf das Buch wieder in die Hand nehmen zu dürfen, irgendwann wollte ich nicht mehr das es zu Ende geht und doch fieberte ich darauf hin, ich musste natürlich wissen, wer für die Morde verantwortlich zeichnete und auch die Auflösung ist der Autorin sehr gut gelungen, das Motiv des Mörders ist nachvollziehbar, wenn auch nicht verständlich, aber welcher Mord ist das schon.

Ich vergebe für "Und die Moral" eine absolute Leseempfehlung.

Taschenbuch : 640 Seiten
ISBN-10 : 3947652097
ISBN-13 : 978-3947652099
Leseniveau : 16 und Nach oben
Herausgeber : The Dandy is Dead




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