Kurz hintereinander werden die übel zugerichteten Leichen zweier junger Frauen gefunden. Beide waren Mitglieder der scheinbar friedlichen Sekte „Cernunnos“, die ihren Sitz in der Abgeschiedenheit der Ardennen hat. Carla Diaz, Borns frühere Kollegin bei der Sitte, bittet den Ex-Polizisten verzweifelt um Hilfe. Denn auch Carlas Tochter Malin ist Mitglied der Gemeinschaft und die Angst um ihre Tochter ist groß. Könnte Malin die nächste sein? Doch weder Diaz noch Born können die junge Frau davon überzeugen, die Sekte zu verlassen. Alexander Born trifft eine schwere Entscheidung, er bittet Andrej Wolkow, seinen Gegenspieler und Führer eines russischen Kartells um Hilfe. Doch dem ist nicht zu trauen…
Dem letzten Teil der Born-Trilogie habe ich lange aber doch mit einer Prise Wehmut entgegengefiebert. Zwar erlebe ich endlich den finalen Showdown der Story rund um den Ex-Polizisten Alexander Born, aber ich muss mich auch endgültig von ihm verabschieden. Nach „Tannenstein“ und Finsterthal“ ist dem Autor Linus Geschke mit „Engelsgrund“ ein grandioses, würdiges und absolut perfektes Finale gelungen!
Schon nach den ersten Zeilen bin ich wieder mittendrin im "Born-Land" und lasse mich vom Sog der Story mitreißen.
Ein düsteres Anwesen in den Ardennen, eine scheinbar friedliche Sekte, zwei grausame Morde. Eine junge Frau, die möglicherweise in großer Gefahr schwebt. Ein Mörder, der sich für einen guten Menschen hält und doch so unglaublich gefährlich ist.
"Ich bin kein schlimmer Mensch, aber manchmal mache ich schlimme Sachen."
Born hat also wieder alle Hände voll zu tun. Und dieses Mal ist Born persönlich betroffen, durch Carla Diaz, durch ihre Tochter Malin, eine Tatsache, die es Born nicht leichter macht und ihn zu einer Kooperation zwingt, die gefährlicher und riskanter nicht sein könnte.
Linus Geschke hat ein wunderbares Gespür für unterschwellige Spannung, für seine Figuren und ihr jeweiliges Agieren, beschreibt Gefühle, Situationen und Setting so unglaublich gut und atmosphärisch. Ich fühle mich mittendrin, spüre die düstere Stimmung rund um Engelsgrund, wandele durch Berlin und weiß nicht, wohin mit meinen Gedanken, Vermutungen und Emotionen.
"Das imposante Gebäude lag auf halber Höhe eines Bergvorsprungs, abgeschieden vom Rest der Welt. Bei trüben Lichtverhältnissen verschmolzen die schieferbedeckten Mauern mit der felsigen Tannenlandschaft, als wäre es ein natürlicher Teil der Umgebung."
Mit seinem Erzählstil, den überraschenden Wendungen und falsch gelegten Fährten peitscht mich der Autor durch die Seiten und ich kann einfach nicht aufhören zu lesen bis zum finalen und genialen Showdown. Mit der unglaublichen Auflösung, wer der geheimnisvolle Mörder ist, hat mich Geschke völlig kalt erwischt, das Ende der Story lässt keine Zweifel offen, dass es vorbei ist und doch kann sich jeder den Ausgang der Geschichte mehr oder weniger selbst aussuchen. Einfach genial!
"Es war wie ein Albtraum, vollkommen unrealistisch und surreal. Das ist das Böse, dachte sie. Das Böse in seiner reinsten Form. Anschließend schoben sich die Schatten näher. Umkreisten sie. Jaulten und warteten nur auf das Zeichen ihres Herrn, um zuzuschlagen und die Beute zu reißen."
Ich war schon immer großer Fan von den Protagonisten dieser Reihe. Mit Born hatte ich im ersten Teil aufgrund einer bestimmten Szene meine Probleme, aber die wurden quasi aus der Welt geschaffen. Ich mag es wie er an sein Limit geht, leide mit ihm, wenn er mit sich hadert und an sich zweifelt. Auf welcher Seite steht er? Die Grenzen zwischen Gut und Böse sind diffus und das nicht nur bei Born. Auch bei Andrej Wolkow - für mich ein ganz außergewöhnlicher Charakter - sind die Grenzen verschwommen. Knallharter Killer und zärtlicher Liebhaber. Jede einzelne Figur in dieser Trilogie hat ihren Platz und ich könnte mir keine anderen Charaktere dafür vorstellen. Allesamt sind sie glaubwürdig und klug gezeichnet.
Als zusätzliches Highlight hat Linus Geschke seinen Leser*innen ein ganz besonderes Geschenk gemacht. Zumindest all jenen, die auch die Krimi-Reihe des Autors gelesen haben. Es gab ein Wiedersehen mit Jan Römer und Mütze, was mich sehr gefreut hat!
Obwohl "Engelsgrund" genauso wie die beiden Vorgänger eigenständig zu lesen sind, empfehle ich jedem die komplette Reihe zu lesen. Die Entwicklungen der Figuren, vor allem was Born und Wolkow angeht kann man nur dann richtig miterleben.
Was soll ich noch schreiben? Ich bin immer noch ganz geflasht von diesem unglaublichen Finale, von dieser intelligenten, spannenden, packenden Story die voller Überraschungen steckt. Ich werde Born vermissen, aber man soll aufhören, wenn es am schönsten ist und genau das hat Linus Geschke gemacht. Die Born-Trilogie gehört für mich definitiv zu einer der besten Thriller-Reihen und kann sie jedem nur wärmstes empfehlen und ans Herz legen. Machs gut Born, ich habe die Zeit mit Dir sehr genossen!
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